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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 374

1890 - Gotha : Behrend
374 Bilder aus dem mittleren Europa. rechtschaffen und gottesfürchtig zu leben und die Gesetze zu achten. Auf dem Gebiete des Gewerbfleißes hat sich Belgien von jeher eines bedeutenden Rufes erfreut. Brabauter und insbesondere Brüsseler Spitzen galten Jahrhunderte lang für das feinste und zarteste Gewebe aus Menschen- Hand, und noch heute sind „belgische Spitzen", die besonders in Brüssel, Mecheln und Brügge hergestellt werden, weithin bekannt und berühmt. Südlich von Brüssel lieg das Schlachtfeld von Waterloo. Zum Andenken an den blutigen und folgenschweren Kampf hat man eine Erdpyramide von fast 70 m Höhe errichtet, welche auf granitenem Sockel einen gewaltigen ehernen Löwen trägt, der aus eroberten Geschützen gegossen wurde. Der Löwenhügel gewährt eine entzückende Fernsicht über die meilenweit gedehnte fruchtreiche Ebene und einen lehrreichen Überblick über das blutgetränkte Gefilde, in welchem Napoleons Geschick so tragisch endete. Rasch ist der Weg von Mecheln nach Gent zurückgelegt, denn in 55 Minuten durchbraust der Schnellzug die 56 tan. betragende Weg- strecke. Das Land in dieser Gegend ist eben, die Felder sind wohlbe* stellt, die Feldwege zu Alleen umgestaltet; die kleinen Dörfer zeigen überall nette und reinliche Backsteinhäuser. Unter den Gebäuden des garten- reichen Gent ist der Dom besonders hervorragend. In demselben befindet sich ein in der ganzen kunstsinnigen Welt berühmtes Bild der Brüder von Eyck, welches die „Anbetung des Lammes" darstellt. Der Nachbar des Domes ist der Belsried, ein hoher viereckiger Turm, dessen Glocken einst die Genter zu den Beratungen oder unter die Waffen riefen. Die Belfriede waren der bürgerliche Stolz der alten niederländischen Städte und galten für Wahr- und Gedenkzeichen ihrer bürgerlichen Freiheiten. Merkwürdig sind die Beguiueuhöse, welche sich noch in mehreren Städten Belgiens befinden, ein Überrest von jenen Beguiuen- Höfen, welche zur Zeit der Kreuzzüge begründet wurden. Gent hat deren noch zwei. Sie bestehen aus kleinen, freundlichen Häusern, die um einen in der Regel mit Bäumen bepflanzten Platz liegen, und ge- währen einer Anzahl Jungfrauen und Witwen (den Begninen) freie Wohnung sowie mancherlei Unterstützung. Von diesen Frauen führt jede ihre eigene Haushaltung und beschäftigt sich vorzugsweise mit Näheu, Waschen und Spitzenklöppeln. An jedem Morgen versammeln sie sich zu gemeinschaftlicher Andacht. Von Gent nach Brügge geht die Fahrt durch gartenartig bebautes Laud, das jedoch an keiner Stelle durch Eintönigkeit ermüdet, da in der Landschaft prächtige, von Herden belebte Wiesen, Teiche und Gräben, in denen melancholisch die Wasserrose blühet, schöne Landsitze mit Park- anlagen und gespenstige Windmühlen fortwährend miteinander wechseln. Welch ein Unterschied gegen Gent! Dort überall Thätigkeit, Auf- und Abladen der Wagen, Hin- und Hertragen der Ballen, dampfende Schorn- steine hinter den neuen Fabrikgebäuden, eilende Commis und dichte Scharen elender Arbeiter; daneben elegante Kaufläden, moderner Luxus, und die wenigen Überreste altflanderischer Zeit vernachlässigt und ver- gessen. In Brügge dagegen stehen an den breiten heitern Straßen
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