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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 378

1890 - Gotha : Behrend
378 Bilder aus dem mittleren Europa. Jeder Drt in Belgien hat seine besondern Genres von Spitzen, so daß die vielfachen Anordnungen des Handels nur dort genügend befriedigt werden können. Wie vieles bei der Spitzenfabrikation nicht nur von der Dis- Position und Geschicklichkeit der Bevölkerung, sondern auch vermutlich vom Klima abhängt, zeigt sich schon in Belgien selbst, wo gewisse Spitzenprodukte mit großer Zähigkeit an einer und derselben kleinen Lokalität hafteu. So hat man sich z. B. viel Mühe gegeben, die Brüsseler Spitzen, die bekanntlich die besten sind und an Güte so hoch über allen belgischen Spitzen stehen, wie der Tokayer über den andern Ungarweinen, auch in anderen belgischen Städten nachzuahmen. Alle oft wiederholten Versuche dazu sind aber vollständig gescheitert. Nur in Brüssel selbst und in einem kleinen Rayon der Nachbarschaft können die echten Brüsseler Spitzen erzielt werden. Das Publikum der europäischen Damenwelt hat immer für die echten, soliden Brüsseler Spitzen eine sehr konstante Vorliebe gehegt. Und sie haben trotz der in neuerer Zeit hochanschwellenden Flnt des Unechten ihren Wert fest behauptet. Auch auf die Beschaffenheit der Muster und Zeichnungen bei den echten Spitzen hat die Mode bei weiten nicht einen so fördernden und schwankenden Einfluß geübt, wie auf andere Jndnftriegegenstände. Viel- mehr hat man immer mit großer Treue den alten Mustern ange- hangen. Die alten einmal adoptierten Muster werden daher immer mit derselben Beständigkeit reproduziert, wie die bekannten orientalischen Figuren und Formen in der persischen und indischen Schalfabrikation. Die Spitzenfabrikation ist in allen Städten der niederdeutschen oder vlämischen Hälfte Belgiens verbreitet. In der östlichen wallonischen Hälfte ist sie nicht heimisch, nur hier- und dorthin verpflanzt. Sie geht auch so weit nach Frankreich hinein, wie der flandrische Volks- stamm, bis nach Dünkirchen, Calais, Lille, Valenciennes. Es ist eine wesentlich flandrische, also eine germanische Industrie, wie denn über- Haupt der Flachs und die Leinwand mit allem, was damit zusammen- hängt, wesentlich derjenigen Nation anzugehören scheinen, die so viele fleißige Handweber und dabei so viele Spinnstuben, Spinnlieder, so viele Lobgesänge auf die Bleicherinnen u. f. w. besitzt, nämlich der Deutschen. Als Familien- und Hausindustrie heimisch ist die Spitzen- klöppelei nur bei den Völkern deutschen Stammes, bei den Vlämingen, bei den Bewohnern des Erzgebirges, bei den Deutschen in Schleswig und bei den Angeln der Insel Wight. In allen belgischen Städten ist eine besondere Art von Spitzen, ein eigentümliches Verfahren bei der Spitzenproduktion. Jede hat ihren eigenen „Point." Man spricht daher von „point de Bruxelles", „point de Malines," „point de Valenciennes" 2c. In jeder Stadt ist einmal nur diese oder jede Gattung von Flachs und Garn bequem zu haben. In jedem Distrikt sind gewisse Versahrnngsweisen einmal gäng und gäbe, gewisse Dessins bekannt und von Mutter auf Tochter eingeübt. Und da die Frauen aus den Straßen, in denen sie geboren
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