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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 402

1890 - Gotha : Behrend
402 Bilder aus dem mittleren Europa. ganz oder halb mit Schnee ausgefüllt, hier und da hatte der Schnee auch nur eine Art Brückenbogen über die Spalten gewölbt. Waren letztere völlig offen, so sah man sich gezwungen, auf einer Seite mittelst eingehauener Stufen bis auf den Grund hinab, auf der anderen wieder ebenso bis an den Rand hinauf zu klettern. Vorsichtig benutzte man zuweilen auch, immer der Gefahr des Einsinkens ausgesetzt, die Schnee- brücken und gelangte, da sich dasselbe Wagstück oft mehrmals wieder- holte, erst nach drei Stunden über den eine Viertelstunde breiten Gletscher. Dann ging es weiter aufwärts inmitten der Schnee- und Eisregion, wo nur hier und da ein kleiner vereinzelter Felsenkamm sichtbar wurde. Die Führer wollten zwar noch innerhalb dieser Region das Nachtlager aufschlagen, da hier noch einige Felsenspitzen aus dem Schuee hervorragten und da sie fürchteten, daß ein Nachtlager in größerer Höhe sicher den Tod des Erfrierens zur Folge haben müsse, aber Saussure bestand darauf, den Weg noch weiter fortzusetzen. Er führte einen großen Schneeabhaug hinauf; zur Rechten hatten die Berg- steiger den Dome du ©oute, zur Linken die Aiguille du Midi, und vor sich erblickten sie den Montblane noch immer in schwindelnder Höhe und Herrlichkeit: seine ganze glänzende Masse lag in vollem Sonnen- lichte da. Auf dem nächsten Schneefelde, das die Reisenden um 4 Uhr nachmittags erreichteu, sollte gerastet werden. An einer sorgfältig aus- gewählte«, vor Lawinen sicheren Stelle, 3700 m über dem Meere, begann man nuu eine Höhle im Schnee auszuschaufeln — eine müh- same Arbeit. Denn wegen der äußerst düuueu Luft kouuten selbst die stärksten Männer nur wenige Schaufeln Schnee fortschaffen, dann mußten sie innehalten und Atem schöpfen. Nur dadurch, daß sie einander unaufhörlich ablösten, wurde die Höhle fertig, die man dann mit dem Zeltdache überdeckte. In dem beschränkten Räume brachten nun die 20 Personen dichtgedrängt, einer zwischen den Füßen des andern sitzend, die beschwerliche Nacht zu und traten am nächsten Morgen um 7 Uhr die letzte Tagereise nach dem Gipfel an. Wieder wurde ein großer Schneeabhang erstiegen ; dann erreichte man den Fuß des eisbedeckten Felsens, welcher gewissermaßen die linke Schulter des Montblanc bildet. An seinem 500 in hohen, steilen Abhänge begann man nuu hinauf zu klimmen. Eisblöcke und eine breite Eisspalte drängten die Wanderer dicht an den linken Rand, wo der Felsen sich jäh in einen tiefen Abgrund senkte. Schritt für Schritt wurden Stufen in das Eis gehauen und mühsam arbeitete man sich bis zur Spitze des Felsens empor. Gegen neun Uhr war sie erreicht, und nun rastete man und genoß von dem inzwischen gefrorenen Brote und Fleische, das an einem Kohlenfeuer etwas aufgetaut wurde. Noch ein letzter, 300 m hoher Abhang war zu ersteigen. Obgleich das Schneefeld fest und sicher war, kam man nur langsam und unter Anstrengung vor- wärts. Infolge der zunehmenden Dünne der Luft mußte Saussure wie feine Führer aller 16 Schritte stehen bleiben oder sich setzen, um Atem zu schöpfen, sonst stellten sich Anwandelungen von Ohnmacht und Schwindel ein. So brauchte man noch zwei Stunden für dieses letzte
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