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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 409

1890 - Gotha : Behrend
Die Gotthardstraße und die Gotthardbahn. 409 2. So wichtig und belebt nun auch die Gotthardstraße war, die sich ein halbes Jahrtausend hindurch als der besuchteste aller nach Italien führenden Alpenpässe behauptet hat und z. B. im Jahre 1874 von mehr als 70 000 Postreisenden benutzt wurde — jetzt wird sie stiller und stiller werden. Am 31. Mai 1882 hörte das Hospiz zum letzten Male das Posthorn kliugeu; denn am 1. Juni desselben Jahres wurde die Gott- hardbahn dem Verkehr übergeben, und damit war letzterem wie dem Handel eine Straße geschaffen, die dnrch feindliche Naturmächte nicht leicht gefährdet werden kann. Diese Alpenbahn war nicht ohne Vorläuser. Seit dem Jahre 1854 führte ein Schienenweg im Ostflügel der Alpen über die Paßhöhe des Semmering (898 m), und im Jahre 1867 wurde die uoch kunst- vollere Brennerbahn eröffnet (höchster Punkt 1367 m). Bei beiden Bahnen aber hatte man eine Überschienung der Alpen ausgeführt. Davon mußte man wegen der größeren Höhe der Pässe in den Cen- tralalpen abstehen. Hier galt es, ähnlich wie bei der 1871 nach drei- zehnjähriger Arbeit vollendeten Cenisbahn, den Gebirgskamm selbst zu durchbohren und vor der Sprengung eines meilenlangen Riesen- tunnels nicht zurückzuschrecken. Nachdem nun zwischen drei Staaten, der Schweiz, Deutschland und Italien, der reislich erwogene Plan der Gotthardbahn vereinbart worden war, wurde ihm Jahre 1872 mit dem Baue des wichtigsten Teiles derselben, des Tuunels, begonnen. Auf der Nordfeite sollte derselbe bei Göschenen in einer Höhe von 1109 m beginnen, und sein südliches Ende bei Airolo in 1145 m Höhe liegen. Die Lauge desselben war auf 14 920 m berechnet, und sein höchster Punkt sollte 1154 m Höhe haben. Rasch schritt die Tunnelbohrung, die man dem Genfer Bauunternehmer L. Favre übertragen hatte, von der deutschen wie von der italienischen Seite hervorwärts. Die Zahl der täglich bei dem Bau beschäftigten Arbeiter stieg in einem Jahre bis über 3000. Um denselben während der Arbeit im Tunnel frische Luft zuzusühreu, wurde von einem Kompressorenhause, in dem sich Apparate zur Luftverdichtung befanden, ein Luftstrom in denselben ge- leitet, der aber nicht bloß der Ventilation diente, sondern auch die Bohrmaschinen in Bewegung setzte. Die etwa 1 m langen Stahlmeißel wurden durch dieselbe in drehender Bewegung gegen den Felsen ge- stoßen und dadurch tiefe Bohrlöcher geschaffen, in welche man die sprengende Dynamitpatrone einlegte. Die Zahl der Bohrlöcher betrug über 300 000. An Dynamit wurden 490 000 Kilogramm verbraucht, und das Ausbruchsgestein förderte man in 1 450 000 Wagenladungen zu Tage. Nicht immer blieb die Arbeit ungestört. Starke Wasser- strahlen brachen z. B. einmal aus dem Felsen heraus, so daß man die- selben durch Röhren ableiten mußte. An Stelle des harten und trockenen Granites und Gneises, die der Miniertarbeit viel günstiger sind als weichere Gesteinsarten, stieß man auf der Südseite auf zerklüfteten Glimmerschiefer mit Letteneinlagerungen, denen Wasser entströmte, so- daß besonders bei Gußregen die Arbeiter oft knietief im Wasser waten
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