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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 466

1890 - Gotha : Behrend
466 Bilder aus dem mittleren Europa. Die Fahrt geht bei dein freundlichen Linz, das in einem lang- gestreckten, reichen Thalkessel liegt, vorüber. Das Stück der Donau, das man zwischen Linz und Wien befährt, ist ohne Zweifel der Herr- lichste Teil des ganzen großen Fluffes, denn es haben sich hier Natur und menschliche Kultur in einem so großen Grade bemüht, die Ufer und Anlande reich zu schmücken, wie sonst nirgends mehr auf der ganzen, 400 Meilen weiten Strecke des Flußlaufes. Die Donau fließt bei Linz, von Bergen eingeengt, in einem ungeteilten Strome. Unter- halb der Stadt aber fängt sie bald an, sich ausbreitend, viele große und kleine Inseln zu umfassen und sich in viele Arme zu spalten, von denen indes gewöhnlich einer als die Hanptader betrachtet werden kann. Dies geht so sort bis in die Gegend des berühmten Strudels bei Greiu, wo dann wieder alle Gewässer vereinigt in demselben Kanäle zehn Meilen fortpulsieren, bis sie bei der Stadt Krems sich durch die Gebirge und Engpässe durchgearbeitet haben, ebneres Land betreten und ihre Insel- und Armbildung wieder beginnen, was sie dann bis über Wien hinaus fortsetzen. An vielen Stellen heben sich aus dem Flusse Saudbänke so hoch, daß sie aus dem Wasser hervorragen. Sind dieselben bewachsen, so nennt man sie Auen. Diese mit Espen, Ellern, Linden, Pappeln, Ahornen, Weiden und Gebüschen aller Art bestandenen Auen bieten große Weideplätze für eine unzählige Menge von Wild, worunter auch Hirsche, dar, sowie die kleinen Arme, Einbuchten und Seeen zwischen den Sandbänken und Inseln gewöhnlich mit zahllosem Wassergeflügel bedeckt sind, mit wilden Enten und Gänsen, mit Reihern, Kranichen, Kiebitzen und Krähen und vor allen Dingen mit Möwen. Außerdem erhöhen den Genuß der schönen Bildergalerie zwischen Linz und Wien noch herrlich gelegene Dörfer und Schlösser, welche auf der Donau und deren Inseln und Auen aus den Gebüschen wie aus einem Versteck hervorsehen; die Raubritter, denen einige der letztern ihr Dasein ver- danken, haben die Lage ganz ausgezeichnet gut zum Raube auf dem Flusse gewählt. Der Rhein entbehrt in seiner schönen und so oft mit diesem Douaustücke verglichenen Partie von Mainz bis Bonn ganz jener wilden Insel- und Aueuansichten. Viele setzen ihn darum um so höher; aber ich muß sagen, mir schien die Donau in diesen wilden Seenen nur noch einen Reiz mehr zu haben. Diese Schlösser, im Schilfe versteckt, diese Inseln, nur hier und da vou einem einsamen Fischer bewohnt, diese viel gespaltenen Flußadern, die sich ganz in Wildnis verlieren und zu verlieren scheinen und doch uach einiger Zeit wieder aus den Wäldern klar und unversehrt hervorkommen, um sich mit dem großen Strome zu verbinden — bilden einen Reiz, dessen der Rhein entbehrt, wo man alles mehr an den Ufern, im Flusse weniger suchen darf. Am Rhein ist die Kultur mächtiger, fast zu mächtig; an der Donau ist die Natur wilder, fast zu wild. Das erste Stück, welches sich uns darstellte, war Mauthausen, der Mündung der Eus gegenüber. Dies Gemälde ist den Rheinbildern ähnlich. Der Ort ist uralt, liegt dicht am Ufer des Flusses, ein ver-
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