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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 482

1890 - Gotha : Behrend
482 Bilder aus dem mittleren Europa. Nationaltheater giebt. Das Vereinswesen blüht in Prag außerordent- lieh, aber jede Rasse hat ihre besonderen Vereinigungspunkte. Turner und Sänger, Studenten, Handwerker, Kaufleute, Gelehrte und Künstler scheiden sich nach ihrem Volkstums und gehören entweder einem deutschen oder tschechischen Vereine an. Man wird nicht müde, die Stadt zu durchwandern. Überall findet man Abwechselung, Überraschungen. Jetzt schreiten wir durch enge, sinstere, menschenüberfüllte Gassen, durch kühle und schattige Lauben- gänge, gleich darauf treten wir auf einen freien, sonnigen Platz; jetzt stehen wir vor einem altersgrauen Turme, gleich darauf vor einem neuen, großen Gebäude; hier blicken wir durch eine endlose Reihe von Häusern in die Ferne, dort gebietet uns der steile Abhang eines nahen Berges Halt; hier ergötzt uns das heitere Grün der Gärten und Hügel, dort zieht uns das ehrwürdige Grau der alten Steine, der ewigen Ur- knnden aus der Vergangenheit, an. Der größere Teil der Stadt liegt auf dem rechten Ufer der Moldau; die beiden Stadtteile des linken Ufers sind die Kleinseite und der Hradschin. Auf der rechten Seite liegt die ehemalige Judenstadt (jetzt Josephstadt), deren Bewohner nur noch zur Hälfte aus Juden bestehen. Hier trifft man viel Armut; die Gaffen find eng. nnrein, finster. Aus den Fenstern und auf Stricken, die über die Straße ge- spannt sind, hängen Tücher, Hemden, Röcke, welche in Wind und Sonne trocknen sollen. Der alte, nicht mehr benutzte Judeukirchhos ist gleichfalls eines Befnches wert. Er hat einen großen Umfang; zahl- reiche Würfel, Pyramiden und Platten bilden die Grabsteine, über welche wild und verworren alte Fliederbäume ihre knorrigen Äste hin- strecken. Unter den Juden in Prag giebt es, wie überall, viele außer- ordentlich wohlhabende Familien, die sich in den schönsten Teilen der Stadt niedergelassen haben. Südlich von der Josephstadt liegen die Alt- und Neustadt. Der bedeutendste Platz in der ersteren ist der Ring (Marktplatz). An demselben liegen sich das Rathaus und die Teinkirche gegenüber. Die größte Merkwürdigkeit des Rathauses ist die astronomische Uhr, welche vor 400 Jahren verfertigt wurde und nach jedem Stundenschlage die 12 Apostel, den Tod und einen krähenden Hahn erscheinen läßt. Die Teinkirche, welche zwei Haupttürme hat, vou denen jeder wieder mit acht kleinen Türmen besetzt ist, war lange Zeit die Hauptkirche der Hussiten. Südlich vom Ringe befindet sich das deutsche Laudestheater und das Carolinnm (die Universität). Auch das umfangreiche Clementinum in der Nähe der Karlsbrücke dient Universitätszwecken. Von der Ausdehnung des letzteren kann man sich eiueu Begriff machen, wenn man hört, daß es u. a. zwei Kirchen, sieben größere und kleinere Höfe und drei Thore enthält. Zu den schönsten Plätzen Prags gehören die Quais oberhalb und unter- halb der Karlsbrücke auf dem rechten Ufer. Zugleich hat man von hier aus prächtige Blicke uach der Kleinseite und dem Hradschin. Unterhalb der Karlsbrücke erhebt sich das großartige Künstlerhaus (Rndolfinnm), welches Räume für eine Konfervatorinm und eine
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