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1. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 483

1890 - Gotha : Behrend
Prag. Malerakademie, Ausstellungssäle für bildende Künste, einen großen Konzertsaal u. s. w. enthält und von den prächtigsten Parkanlagen umgeben ist. Wer von den Bewohnern des rechtsseitigen Prag sich an frischer Luft und Pflanzengrün erquicken will, findet beides in dem be- liebten Stadtparke oder auf dem mit schönen Baumreihen besetzten Wenzelsplatze oder in den Parkanlagen des Karlsplatzes, der den größten Platz von Prag bildet. Sechs Brücken, unter denen sich zwei Eisenbahnbrücken befinden, setzen die beiden Ufer der Moldau in Verbindung. Wo die Franzens- kettenbrücke über den Fluß führt, liegen drei Moldauinseln nahe beisammen. Die größte von ihnen, die Schützeninsel, dient dieser Brücke als Stützpunkt. Etwas kleiner ist die Sophieninsel, der Sammelplatz der vornehmen Welt. In der Nähe liegt auf Altstädter Seite am Ende der Ferdinandsstraße das böhmische Nationaltheater. Der fast vollendete Ban wurde im Jahre 1881 ein Raub der Flammen, ist aber jetzt in aller Pracht wieder erstanden. Die älteste und merkwürdigste der Brücken Prags ist die Karlsbrücke, die nnter Karl Iv. begonnen wurde. Schöne und altertümliche Türme zieren die Enden der Brücke. 28 Bildsäulen erheben sich zu beideu Seiten auf den Pfeilern derselben. Unter ihnen befindet sich die des heiligen Nepomuk, welcher in Böhmen sich eines hohen Ansehens erfreut und der Sage nach vom König Wenzel in die Moldau gestürzt wurde. In der Mitte des Monats Mai feiert man diesem Heiligen zu Ehren in Prag ein achttägiges Fest, das Johannesfest genannt, zu welchem Tausende von Menschen herbeiströmen. In diesen Tagen ist die Brücke allabendlich von frommen Betern gefüllt, die ihre Andacht vor der Bild- faule des Heiligen verrichten. In langen Zügen bewegen sich dann, laut singend, die frommen Scharen durch die Stadt und machen vor jeder Johannesbildsäule (Johannes ist der Vorname des Heiligen) Halt. Auf allen Plätzen herrscht in diesen Tagen reges Marktleben. Allerlei Budeu und Kramstellen werden errichtet und Tausend? von Abbildungen des Heiligen ausgeboten. Nach der Kleiufeite und dem Hardschin hin gewährt die Karlsbrücke eine überraschend schöne Aussicht. Die Kleinseite ist die Stadt des Adels, der hohen Beamten und Militärs; hier ist der Sitz der höchsten Landesbehörden. Auch die Kleinseite hat ihren Ring. Auf demselben steht ein schönes Denkmal des alten Kriegshelden Radetzky, der von Truppen der verschiedensten Waffengattungen und Volksstämme auf einem Schilde emporgehoben wird. Nördlich vom Ringe liegt der Waldsteinifche Palast (das „Friedender Haus"). Den nötigen Platz zu demselben gewann Waldstein (Wallenstein), indem er 20 Bürgerhäuser niederreißen ließ. Hier sann er, scheinbar der Welt entsagend, nach der Abdankung seinen großen Plänen nach und sperrte oft die benachbarten Gassen durch Ketten ab, um Ruhe zu haben. Teilweise sind diese Räume (wie das astrologische Kabinett, die Hauskapelle, die Badegrotte) noch in demselben Zustande wie zu Lebzeiten des Herzoges. In einem besonderen Gemache ist ausgestopft das Pferd zu scheu, welches der Friedläuder in der Schlacht bei Lützen geritten hat. Ans dem Hradschin liegen die 31*
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