1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Allgemeine Übersicht. 9
dem Skagerrak); sie mißt von Calais bis Stadtland (Norwegen) 160 M.
und in der Breite von England bis Dänemark an 80 M. Die deutsche"
und dänische Küste sind durch Bänke und Untiefen schwer zugänglich
und hafenarm, nur iu den großen Flußmündungen sind brauchbare
Häfen; die Westküste von Jütland ist wohl die gefährlichste von allen,
besonders bei W.n.w.-Wind. Aber auch in der Mitte hat die Nordsee
große Sandbänke, ihre Tiefe beträgt da 40—70 m (nur in einer
schmalen Rinne längs der norwegischen Küste bis 700 in). Ebenso
sind ihre veränderlichen Strömungen schwer kennen zu lernen: eine zieht
aus dem Ozean durch den Kanal nach N.o., eine entgegengesetzte aus
der Ostsee heraus nach S.w. (welche daher rührt, daß die Ostsee mehr
Wasser erhält als verdunstet). Die Flut steigt an den deutschen, über-
Haupt au den südlichen Küsten 9—10', während sie nach N. sehr gering
wird; dagegen erreicht sie an jenen bei Sturmfluten wohl 20', im Jahr
1825 an der schleswigschen Küste 25'. In den Flußmündungen treibt
die Flut das Wasser bis weit landeinwärts zurück, in der Ems 8 M.,
in der Weser 9 M. bis Vegesack, in der Elbe sogar oft 20 M., noch
5 M. oberhalb Hamburg; bei der Ebbe fließen dann die Gewäffer um
so schneller ab. Diese Doppelbewegung der Ströme ist eine für die
Schiffahrt höchst wohlthätige Einrichtung: sie erhält die Flußbetten tief
und fördert das Auf- und Abwärtssegeln. — Auch die vielen Untiefen
und Sandbänke haben ihren Nutzen: sie fördern den (Austern- und)
Fischreichtum, der in der Nordsee sehr bedeutend ist, und die Fischerei,
besonders den Heringsfang, zu einem großartigen Erwerbe gemacht hat.
Die Nordsee hat ein großes Massergebiet in den dieselbe nm-
gebenden Ländern. Das größte freilich in Deutschland, mit dem Rhein
aber dringt es ins Herz der Alpen vor, bis nur noch 33 M. vom
Mittelmeer (Genua). Ihr ganzes Gebiet in Deutschland beträgt ungefähr
5300 Q.--M. oder fast 300 000 qkm., und der ganze Umfang ihres
Gebiets, mit Holland, Belgien/dem Nordosten von Frankreich, der Schweiz,
dem größeren Teil von England und Schottland, dem Süden von
Norwegen und der dänischen Halbinsel Jütland, umfaßt 11000 Q.-M.
oder 616000 qkm, von welchen also alle Gewässer in die Nordsee
strömen und ihre Schiffe in die Nordsee tragen.
Daher gehört die Nordsee samt dem „Kanal", seitdem der Atlantische
Ozean durchschifft wird, zu den Weltverkehrsmeeren erster Klasse, indem
der gauze Welthandel von London. Hamburg und Bremen, von Holland
und Belgien, wie auch der Ostseestaaten seine Wege durch die Nordsee
zu nehmen hat.
Bon geringerer Wichtigkeit ist das andere deutsche Meer, die O st -
see. Sie bespült die ganze lange Küste von Jütland und Schleswig
bis Ostpreußen, weiterhin die russischen Ostseeprovinzen, Finnland,
Schweden und Dänemark.
Die Ostsee hat eine von der Nordsee sehr verschiedene Natur; sie
ist Binnenmeer, heller gefärbt als der Ozean und nur halb so salzhaltig
als die Nordsee. Bei herrschendem Nordwind läßt sich ihr Wasser sogar
trinken. Die Küste ist, den Südwesten, besonders Rügen ausgenommen,