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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 13

1890 - Gotha : Behrend
Allgemeine Übersicht. 13 zurück. So unbezwingbar war ihr Freiheitsgeist, daß die tampfgeübten Gallier von ihnen sagten, „auch die Götter widerständen nicht solcher Gewalt". Nur Jagd und Krieg war ihnen eines Mannes würdige Arbeit. Ackerbau, Viehzucht und Handwerk überließ man den kriegs- gefangenen Sklaven und den Weibern. In die Schlacht sprangen sie wie zu einem Tanze; ihre Jünglinge behingen sie mit einem Schand- zeichen, bis sie einen Feind erschlagen hatten; über Eisberge und Gletscher rutschten sie auf ihren Schilden hinab, zum Grabe ihrer Könige leiteten sie Ströme ab.*) Vor der Gottheit, so viel sie von ihr verstanden, hatten sie die tiefste Ehrfurcht; ohne ihres Willens ge- wiß zu sein, wozu bei Unternehmungen die Priester befragt und Opfer gebracht wurden, beschlossen sie nichts. Ihre Götter oder Asen (Ansen) waren: Wnodan oder Odin, Donar oder Thor, Zin oder Tyr u. s. w. Strenge Zucht und kindliche Einfalt, unverbrüchliche Treue und nnbe- fleckte Keuschheit, Heilighaltung der Familie und der Ehe, Achtung des Weibes, hohes Pflichtbewußtsein und Opferbereitschaft sind die Tugenden, welche Feinde von ihnen rühmen. — Auch hatte sich ihr Rechtssinn bereits zu einer trefflichen Gemeindeverfaffung und zu festem Stammes- recht entwickelt. Bekannt ist, wie die römischen Heere die furchtbarsten Nieder- lagen durch sie erlitten, wie aber Zwietracht und Eifersucht das ihre thaten, Süd- und Westdeutschland zwischen Rhein und Donau zur römischen Provinz zu machen. Die edlen Reben an der Hardt, am Taunus k., viele rheinische und schwäbische Städte, die ersten Kirchen sind römischen Ursprungs. Bis zu einem Wall, den die Deutschen „Teufelsmauer" oder „Pfahl" hießeu und der unter anderem von Welzheim schnurgerade über Öhringen bis Walldürn zog, war alles römisch, dieses Gebiet hieß die Agri Decumates, d. h. Zehntland. Dann kam die Zeit der großen Völkerbünde: im Süden der Ale- mannen, am Niederrhein der Franken (d. i. Freien), weiter nord- wärts der Sachsen (d. i. Schwertmänner); von der Ostsee aber bis zum Schwärzen Meere wurde der große Bund der Goten gewaltig. So wurden die Deutschen wieder Herren ihres Landes, zerstörten das altersschwache, römische Reich, eroberten Britannien und drangen bis nach Nordafrika weiter. Es folgte die fränkische Zeit, in welcher Deutschland christianisiert und das römische Reich unter christlichem Namen wieder hergestellt wurde. Durch den Vertrag von Verdnn wurde aber 843 Karls des Großen Reich geteilt, und Deutschland fing nun erst sein eigenes Staatsleben an. Die Krone kam nach und nach auf *) Eine Menge Reste ihres Heidentums leben noch unter dem Volke: die Ge- brauche beim Weihnachtsfest und Osterfest (Ostern selbst ist noch der heidnische Name der Frühlingsgöttin Ostera), die Johannisfeuer, die Kirchweihen (ursprüng- lich Erntefest) ?c. zc. Sie glaubten an einen Allvater der ganzen Welt, unsichtbar, ewig, allweise, allwaltend und unermeßlich, daher nicht in Tempeln, sondern in Hainen anzubeten; wußten vou Himmel und Hölle u. s. f., selbst von einem letzten Weltbrand, nach welchem Allvater einen neuen Himmel und eine bessere Welt erschaffen werde.
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