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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 17

1890 - Gotha : Behrend
Allgemeine Übersicht. 17 Gestaltung seiner Heimat mehr Gemüt und Phantasie. Auch das Glaubensbekenntnis trennt noch die Völker. 28416000 oder fast 2/3 aller Einwohner sind Protestanten, die hauptsächlich im Norden und in der Mitte wohnen, 16239 000 oder lj3 Katholiken, im O., S. und W. (die Polen in den östlichen Provinzen, die Bewohner von Altbayern, Lothringen, Rheinland und Westfalen). Dazu kommen, überall- hin zerstreut, a/2 Mill. Juden. Zu keiner Staatskirche halten sich 100 000 Sektierer. Ferner giebt es einige Griechen, Armenier u. s. w. — Die katholische Kirche im deutschen Reich hat 5 Erzbistümer und 19 Bistümer. Jene sind: Gnesen-Posen, Köln (auch Prag und Olmütz greifen nach Schlesien hinein); München-Freising, Bamberg; Freiburg. Der deutschen Nation ist von dem Schöpfer eine glückliche Be- gabung zu teil geworden: sie hat ein ziemlich gleichmäßiges Maß aller Seelenkräfte der menschlichen Natur empfangen, somit die Fähigkeit, sich nach allen Richtungen derselben auszubilden, und die Empfänglichkeit, andere Naturen zu verstehen und in sich aufzunehmen und sie mit ihrer eigenen Weise harmonisch zu verschmelzen. Das Innerste aber der deutschen Volksart ist eine gewisse Herzlichkeit, ein Gefühl für das Heilige, für Recht und Sitte. Hiedurch ist der Deutsche ganz besonders befähigt zu inniger Hingebung, Liebe und Wohlwollen. Er bedarf zu seinem Glücke keiner äußeren Herrlichkeit und Pracht; er findet leicht fem Genügen in sich selbst und in der ärmsten Hütte sowohl als im angenehmsten Komfort. Sein eigenstes Behagen ist ihm daher beim Umgange mit andern trauliche, harmlose „Gemütlichkeit", für welche kein anderes Volk der Welt einen Sinn, nicht einmal ein Wort hat. Selbst der deutsche Stolz auf sich selbst ist harmlos und selteu abstoßend. Aus dieser Gemütlichkeit entspringt auch die Vorliebe für die Musik und den Gesang, in welchen es die Deutschen vielen Völkern zuvor- thun. Daher ist auch das Familienleben bei keiner anderen Nation so innig und wahr; es bildet den Herd alter guter Sitte, der Treue und Ehrenfestigkeit und besonders der „Würde der Frauen". Aus dieser Grundrichtung ihres Wesens geht denn auch die Kraft und Tiefe der Empfindung, aber auch die Zartheit, Sinnigkeit und Ver- schämtheit des Gefühls hervor, welche die unverdorbenen Naturen kenn- zeichnet. Dazu gesellt sich aber eine gewisse Langsamkeit und Umständ- lichkeit des Deutscheu, welche der gewandte Romane verspottet, so gut als die Formlosigkeit und Unfeinheit seines Benehmens, und seine Selbst- Zufriedenheit bei mäßigen Leistungen. Weil er gemütlich und häuslich ist, hält sich der Deutsche leicht für alles, was man von einem Menschen verlangen darf. Sich in eine knappe Form begeben, sich organisieren, zentralisieren lassen mag er nicht. Wie keine Nation sonst, vermag er sich in fremde Art hinein- zu leben, allen gerecht zu werden; er scheint wie berufen, das geistige Leben der Völker des ganzen Erdballs zu vermitteln in einem alle umfassenden Weltbürgertum. Daher sind die Deutschen besonders gute Historiker, Sprachforscher und Geographen; man denke an Niebuhr, Ritter, Ranke, Grimm, Humboldt. Daraus geht denn freilich auch ein Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 2
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