1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Allgemeine Übersicht,
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östlichen Tiefebene den Hauptgegenstand des Ackerbaues; an Dinkelbau
ist man nur im Südwesten gewöhnt. Mais gelangt nur in den war-
meren Strichen des Südens sicher zur Reife, zu denen in dieser Be-
ziehung auch die großen Längenthäler der östlichen Alpen zu rechnen
sind. Flachs wird mehr in der nördlichen Tiefebene, Hanf in wärmeren
Thälern Mitteldeutschlands gebaut. „Also ist/' so schließen wir mit
den Worten des alten deutschen Geographen, Sebastian Frauck,
„Germania eine selige gegend, darin gemässigte lnsft, fruchtbare feldnng
von allerley getreyd überslüssi, dicke wäld, wasserreich, mit guten qnel-
lenden brunnen allenthalb gezieret, genngsamt allerley wein, metal,
treyd, haudthierungen."
Was die mineralischen Schätze betrifft, so ist das Deutsche
Reich kein neuzeitliches Goldland, doch erzengte es im Jahr 1881
536000 Ztr. Gold- und Silbererze, fast ausschließlich im König-
reich Sachsen, die einen Wert von 4 x/4 Miß. Mark repräsentieren ;
58 Mill. Ztr. Roheisen, 296 000 Ztr. Rohkupfer, 2 Mill. Ztr. Zink,
l3/4 Mill. Ztr. Blei n. s. f.; dann Steinkohlen, hauptsächlich in Rhein-
Preußen, Westfalen, Oberschlesien und Sachsen, 970 Mill. Ztr.; Salz
(aus Steinsalz und Salzsolen) im bayrischen Berchtesgaden, im Neckar-
lande, Anhalt, preußisch Sachsen, Thüringen, Hannover ?c., 14 Mill.
Ztr. So steht auch an diesen Naturgaben Deutschland reich und von
anderen Ländern der Erde großenteils unabhängig da.
Der Bergbau ist besonders am Harz und am Erzgebirge uralt,
und heute noch suchen alle,Bergwerkstaaten der Welt deutsche, vorzüglich
sächsische Bergleute zu gewinnen. Die Goldgruben von Peru und
Mexiko siud durch deutsche Bergleute eröffnet worden, auch die in
Sibirien wurden durch deutsche Bergleute aufgeschlossen. Im Bergbau
steht Deutschland in Europa nur Großbritannien nach.
In ganz Deutschland herrscht großer Gewerbfleiß. Die durch
eine lange Reihe von Friedensjahren stark zunehmende Bevölkerung hat
durch den Ackerbau allein nicht mehr genügenden Erwerb gefunden, der
deutsche Zollverein hat der Industrie und Fabrikation einen lohnenden
Schutz gesichert und einen schnellen Aufschwung derselben bewirkt, den
die Weltausstellungen durch ihre Anerkennung des deutschen Kunst-
fleißes noch weiter gefördert haben, und auch die Regierungen haben
sich der Industrie kräftig angenommen. So haben nun auch diejenigen
deutschen Gaue, die vordem nur den Gewerbebetrieb für den Hausbrauch
kannten, sich aufgemacht, ihre Wasserkräfte zur Anlage von Fabriken zu
nützen, und vornehme Reichtumsbesitzer sind — nach dem Vorgange
englischer Lords — in die Reihe der Großfabrikanten eingetreten. Es
ist wohl nicht ein erheblicher Fabrikationszweig in allen Arten der
Rohstoffe, der in Deutschland nicht musterhaft oder selbst ausgezeichnet
bearbeitet würde. Manche Gewerbe haben seit den ältesten Zeiten in
Deutschland geblüht, wie die Leinenweberei, Wollenweberei, Brauerei.
Längst kam die Erfindung des Linnenpapiers, des Spinnrades, der
Taschenuhren, der Musikwerkzeuge, des Porzellans :c. hinzu; die Glas-,