1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus dem Deutschen Reiche.
die Metall-, besonders Eisen- und Stahlfabrikation wurden aufs höchste
vervollkommnet, und neuerer Zeit die Baumwoll-Spinnerei und -Weberei,
sowie die Färberei und die Zuckerfabrikation (383 Fabriken) in groß-
artigem Maßstabe eingeführt. — Die Hauptfabrikländer Deutschlands
sind vorzugsweise Gebirgsländer, wo Wasserkräfte und Waldungen oder
Steinkohlen reichlich vorhanden sind und die Bewohner sonst wenig
Erwerb haben, weshalb aber jede größere Gewerbestockung furchtbare
Nöten nach sich zieht. Zentralpunkte deutscher Gewerbsthätigkeit sind
Sachsen, dann Schlesien, Rheinpreußen, das bayrische Franken, der
Schwarzwald. Eine nicht geringe Menge deutscher Fabrikate kommt
durch den Handel in das Ausland.
Deutschland, früher fast nur durch das Militär und die Höfe der
vielen Residenzen belebt, auf wenigen Landstraßen von schwerfälligen
Frachtwagen mühsam durchzogen, ist nun infolge des Aufschwungs der
Zeit beinahe in allen seinen Gauen mittelst Eisenbahnen und Fluß-
dampfern von einem ungemein bewegten Handelsleben erfüllt. Und
besonders die Zentralpunkte des Verkehrs sind gegen vormals wie eine
andere Welt geworden. Die Hanpthandelsstädte im Binnenlande sind
von alters her: Frankfurt, Leipzig, Augsburg, jetzt steht Berlin in erster
Reihe, und Köln, Magdeburg, Frankfurt a. d. Oder, Breslau, Nürnberg,
Stuttgart, Mannheim, Mainz, Kassel ?c. sind bedeutende Handelsplätze
geworden. Für den Seehandel ist Hamburg die erste Welthandels-
stadt des ganzen Festlandes. Neben ihm und Bremen ist Stettin, gleichsam
der Seehafen Berlins, von Bedeutung; dann Kiel, Lübeck, Danzig,
Königsberg, Altona, Wismar, Rostock, Stralsund.
Die deutsche Handelsflotte zählte 1882 etwa 4500 Segel- und
Dampfschiffe (wovon 1820 auf die Ostsee, 2680 auf die Nordsee kommen)
mit mehr als 1 Mill. Tonnen Gehalt (ä 20 Ztr.), und ungefähr 40000
Seeleuten Bemannung; und in sämtlichen Seehäfen Deutschlands liefen
im Jahr 1880 etwa 55 000 Schiffe mit mehr als 7^ Mill. Tonnen
Gehalt ein und ebensoviel aus.
Zur Ausfuhr bringt der deutsche Handel: Getreide, Holz
und Holzwaren, Vieh, besonders Mastvieh und Pferde, Häute, Horn
und Knochen, Borsten; Linnen-, Wollen- und Baumwoll-Waren,
Glas- und Thonwaren, Leder, Maschinen, Eisen- und Stahlwaren;
Steinkohlen, Blei, Zink und andere Metalle, auch Steiue, Gyps, Kalk,
Lithographiesteine, Vitriol, Salz; Drognen, Wachs und Honig, Spiritus,
Bier und Wein, Zucker, Getreide, Tabak, Lumpen. — Dagegen läßt
sich Deutschland einführen: Kaffee, Thee und Kakao, Reis, Vanille
und andere Kolonialwaren (aus den warmen Ländern), Spezereien und
Droguen, Südfrüchte und Olivenöl, Tabak, fremde Weine und Liqueure,
feine Hölzer und Färbestoffe; rohe Baumwolle und Seide, aber auch
noch Baumwollengarn und baumwollene und seidene Zeuge; Fische, Käse,
Häute und Pelzwerk, Theer und Thran, Leder, Mode- und Luxuswaren,
Maschinen.