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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 42

1890 - Gotha : Behrend
42 gebüude nebst dem Bienenstand, den Hühnerställen und Taubenschlägen erheben sich im hinteren Räume des weiten Hofes, auf welche Küchen- und Obstgärten folgen. Dort wachsen neben den nötigen Würzkräutern für den Tisch die rotgelbe Goldblume, die Sonnenblume, die Staugen- rose, die duftenden Rosmarin- und Thymianstauden, während an sonnigen Wänden die Rebe mit Aprikosen und Psirsichen gezogen wird. In den großen Grasgärten mit Obstbäumen wird die Wäsche getrocknet, die Leinwand gebleicht und Feldgewächse gedörrt. Die Familie, alt und jung, hat hier ihren Sammelplatz am Feierabend. Ein gesegnetes Land ist das Flachland des Elsasses, allein die mittlere Hügelregion erfreut sich eiues uoch reicheren Wohllebens. Nirgends giebt der Boden einen solchen Ertrag, nirgends hat er einen so hohen Wert. Prachtvolle Reben bedecken die unteren Bergabhänge und ziehen sich am Eingange der Thäler unter der wärmenden Mittags- sonne hin bis auf eine Höhe von mehr als 400 m über See. So geräumig die Ortschaften des Kocherberges erscheinen, so enge und ein- geschränkt sind die Dörfer und Städte der Weinregion. Kommen wir von der Ebene aus nach Kaisersberg, Ammersweier oder Türkheim, diesen zum ehemaligen Bunde der elsässischen „Zehnstadt" gehörigen, von deutschen Kaisern zu freien Reichsstädten erhobenen Gemeinden, so zeigt sich vor unseren Augen als Zeugen früherer Würde hier und da uoch eine Anzahl alter, hoher Gebäude zwischen düsteren Ringmauern eingeschlossen, die jetzt in Trümmer zerfallen. Im Innern dieses Wirr- warrs von Hänsern, deren Dächer der Sonne den Weg versperren, von Gassen und Höfen voll Weinpfählen, Wagen und Dünger, würde man sich wohl in jene Hauptstadt verirrt glauben, die Mephistopheles einst Fausten vorgestellt: . . . krummenge Gäßchen, spitze Giebeln, beschränkten Markt, Kohl, Rüben, Zwiebeln, Fleischbänke, wo die Schweifen Hausen . . Aber alle diese Städte, die bei aller malerischen oder romantischen Lage doch ihren historischen Charakter mehr oder weniger eingebüßt haben, erfreuen sich großer Wohlhabenheit. Die Winzer haben ihre Keller mit edlem Wein gefüllt, und eiu jeder will sich rühmen, das beste Gewächs zu ernten. In neuerer Zeit erbauen sich die Söhne der ehemaligen kaiserlichen Reichsbürger außerhalb der sinkenden Ringmauern und Festungswerke neue Wohnungen mit mächtigen Gewerben, deren Gewinn den Ertrag der Weinzone noch vermehrt. Die Weinzone umfaßt besonders den Hügelsaum, der längs des östlichen Abfalls des Gebirges von Thann bis Molsheim läuft. Wohl giebt es einige Reben im Sundgau, auch im Kochersberg, sogar uoch auf der Fläche des Ochsenfelds und bei den Jllnfern in der Umgegend von Kolmar, doch ist der Wein hier weder die herrschende Pflanzung noch das wichtigste Erzeugnis. Ihre eigentliche Heimat hat die Rebe auf den Hügeln des mittleren Elsasses im Süden und im Norden von Kolmar, wo das altertümliche Rappoltsweiler deu bedeutendste» Wein-
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