1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder vom deutschen Rhein.
Vom Johanniskäferlichen lautet ein Volksreim:
'8 fliejt e fyri's mannet rum,
iwwer hauj (Haag) un hecke,
het e guldi's ladernel, drum
kann si's uidd verstecke.
Fyri's mannet uffm bauj,
gib merr dien ladernel au!
Vom Mann im Monde singt man:
Wellemännle im mond,
guck e bissei erunter!
Guck in alli stuewwe 'nien,
gell (gelt) es nimmt di wunder?
Wirf dien leiterle 'era
grattel driwwer 'nunter,
vorne 'ra, hinte 'ra,
iwwer all! stange;
wenn du mit spiele witt,
muescb mer's Lifsele fange.
Das Erwachen und die Entwickelung des städtischen Lebens und
Geistes hat früh dem deutschen Elsaß seine eigentümlichen Vorzüge ver-
liehen. Aber das Bild, welches frühere Jahrhunderte von den städtischen
Verhältnissen zeigen, ist in neuerer Zeit gänzlich verändert.
Es mag Wunder nehmen, auch in diesem Lande einer so ausge-
dehnten Zerstörung der Denkmäler der alten Zeit zu begegnen, da es
doch in den Zeiten, wo die Franzosen die Pfalz verwüsteten, wo sie
am Rhein, dem Neckar, der Mosel, der Nahe und der Lahn so zahlreiche
Burgen und Städte zerstörten, von Kriegsstürmen frei war. Aber
manches war fchon während der elsässischen Landesfehden, im Bauern-
kriege und dann im dreißigjährigen Kriege gefallen, und eine unzählige
Menge vou Kunstdenkmälern aller Art erlag dem rasenden Vernichtungs-
triebe der französischen Revolution. Vom Jahre 1793 an haben die
Franzosen im Elsaß mit einer Wut, die uur der Haß gegen die Zeugen
der alteu deutschen Kultur des Landes erklärt, Burgen zerstört, Kirchen
geschändet, Bildwerke und Malereien vernichtet, geschichtliche Denkzeichen
getilgt. Man wähne nicht, in den alten Reichsstädten noch jetzt den
Glanz und die Kunst alter Zeiten zu finden, in den alten Kirchen und
Klöstern noch jetzt jene Fülle von Gemälden und Bildwerken anzutreffen,
die frommer Sinn einst hier gestiftet. Wo ist die stolze, herrliche Kaiser-
bürg hin, welche die Hohenstaufen zu Hagenau gebaut, über deren Thor
die gewaltigen Männer demutsvoll geschrieben hatten: „Gott die Ehre?"
Weithin über die Wipfel des Reichswaldes hinaus schaute d.r Kaiseraar;
in kostbarer Kapelle waren die Kleinodien des Reichs niedergelegt, und in
den prächtigen Hallen eines Friedrich Ii. fanden Dichtung und Kunst, Musik
und Gelehrsamkeit Pflege und Ehre. Die Wogen der Zeit waren über-
dies Schloß, nicht ohne ihre Spur zurückzulassen, dahingestürmt, doch
stand es noch herrlich da, als im Jahre 1678 der französische Marschall
Creqni die Feuerbrände an die deutsche Reichsstadt Hagenau legen ließ.
Die Trümmerhaufen der Burg, die das Feuer nicht gänzlich verzehren