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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 55

1890 - Gotha : Behrend
Straßburg. 55 Zeit der Fremdherrschaft die Liebe für seine Muttersprache, für deutsche Art und Sitte nicht zu rauben vermochte, mich in politischer Hinsicht seiner Abstammung stets eingedenk zu sein. 2. Im Münster zu Straßburg ist ein herrliches Uhrwerk, das in der ganzen Welt nicht seinesgleichen hat, ein großes, figurenreiches Gebäude von unbegreiflicher Kunst und Vorrichtung, den Gang der Zeit und der himmlischen Lichter darzustellen. An diesem Werke zeigt sich unten der Himmelsglobus und daneben ein Pelikan; darüber erhebt sich ein Kalender, in dessen Mitte die Erd- kugel erscheint; zu beiden Seiten stehen der Sonnengott und die Mond- göttin, welche mit ihren Pfeilen Tages- und Nachtstunden zeigen. Darüber fahren in Wagen, von verschiedenen Tiergespannen gezogen, die sieben Planetengötter als Tagesboten; jeden Tag zeigt sich, sanft vorrückend, ein anderes Gespann, steht in der Mitte zur Mittagsstunde und giebt dann allmählich dem nachfolgenden den Raum. Darüber ein großer Viertelstundenzeiger und zur Seite vier Gebilde: die Schöpfung, Thal Josaphat, jüngstes Gericht und Verdammnis. Zur Rechten des Be- schaners steht ein freier Treppenturm am Uhrgebäude, zur Linken ein ähnlicher von anderer Form mit Göttergestalten; auf der Spitze ein großer Hahn, welcher die Stunden kräht und mit den Flügeln schlägt. Am Sockel der Türme zwei große, aufrechtsitzende Löwen, deren einer den Helm mit dem Kleinod, der andere das Wappenschild der Stadt Straßburg hält. Rechts in der Mitte ist das mächtig große, mannig- fach verzierte und mit kunstvollem Triebwerk versehene Zifferblatt, um- geben von den Bildern der vier Jahreszeiten. Den Zeiger bildet ein geschlängelt^ Drache, dessen Pfeilzunge auf die Stundenzahl deutet. Ueber dem Zifferblatte zeigt ein kleinerer Kreis mit der Mondscheibe genau des Mondes wechselnde Zeiten. Darüber sind zwischen Schild- Haltern und Wappenfiguren wandelnde Gestalten der Menschenalter zu sehen, welche an die offen hängenden Viertelstundenglocken anschlagen; über ihnen hängt die Stundenglocke. Nach jedem Viertelstundenschlag tritt der Tod hervor, die Stunde zu schlagen; aber da begegnet ihm die Gestalt unseres Heilandes und wehrt ihm; erst wenn die Stunde voll ist, darf der Tod sein Stundenamt üben. Hoch über allem diesen erhebt sich noch eine gotische Krone mit den freistehenden Gestalten der vier Evangelisten, und über diesen stehen zwei musizierende Engel; da- hinter aber birgt sich ein gar klangvolles Glockenspiel. Auch ist noch manch anderes künstliches Bildwerk an der Münsteruhr zu sehen, und es sind viele gedankenvolle Sprüche daran zu lesen. Der Meister dieses herrlichen Werkes hieß Isaak Habrecht; er hatte Jahre lang darüber gesonnen und Tag und Nacht daran gearbeitet, bis er alles glücklich zu stände gebracht. Alle Welt lief herzu, und es war ein Jubel, Rühmen und Preisen in der ganzen Stadt und Landschaft, als das wertvolle Meisterstück in voller Bewegung, wie von geheimem Leben beseelt, sich darstellte, als die Glöcklein ertönten, als der Tod die
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