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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 64

1890 - Gotha : Behrend
64 Bilder vom deutschen Rhein. 2. Die Schwarzwälder sind ein gesunder, kräftiger Menschenschlag, voll ruhigen Selbstbewußtseins, deren Heller Kopf aber beständig lerneifrig und zur Annahme alles Guten bereit ist, stets offen und freundlich im Gespräch, zu sachlich eingehender Unterhaltung sehr geneigt, voll patri- otischen, echt deutschen Sinnes, bei aller Treuherzigkeit doch schalkhaft genug. Reimemachen und Singen ist dem Volke gleichsam zur anderen Natur geworden; unter ihm hat der echte deutsche Volksgesang noch eine heimische Stätte. Das singlustige Völkchen weiß aus Anklängen alter Melodieen leicht neue zu bilden, und so ist das Volkslied samt seiner Weise fertig, man weiß nicht wie. Munter und voll Lebenslust, sind diese Schwarzwälder doch wieder auch der ernsten und geheimnisvollen Seite der Dinge sinnig zuge- wandt, was bei Söhnen der Berge leicht in ein abergläubisches Wesen ausartet. Das Volk um die Bergseeen bevölkert in seiner Phantasie noch heute mit Gestalten des altgermanischen Glaubens seine Felsen und Sümpfe und Flusse. Kobolde Haufen noch in den dunklen Tannen- bäumen, die seine Häuser beschatten; Elfen wohnen in den seebespülten Porphyrfelsen und tanzen in mondbeglänzten Hainen oder auf blumichten Bergwiesen ihre Reigen; dem Hauche des Lenzes und der säuselnden Mailuft gleicht ihre sanfte Stimme. Aber mit diesen Träumen der Einbildungskraft geht ein tüchtiges, praktisches Eingreifen der Wirklichkeit Hand in Hand. Im Walde ge- boren hält der Schwarzwälder auch den Wald für sein Eigenmm; die Axt ist seine Wehr und sein Stolz, das Holz sein Schatz, den er auf mannigfache Weise zu heben weiß. Früher verstand keiner besser als er die riesengroßen Tannen und Fichten auf seinen Gebirgsbächen hinunter zum Rheiu und Neckar zu flößen. Wer einmal gesehen, wie das lange Ungetüm seines Floßes mit reißender Schnelligkeit dahin- schoß, daß man selbst im schnellsten Laufe nicht zu folgen vermochte, wird das Aufregende begreifen, welches in einer folchen Wafferfahrt liegt, und sicher hat dieses Leben anch auf die Entwicklung des Charakters der Thalbewohner einen bedeutenden Einfluß geübt. Jetzt wendet man an steilen Lagen statt des Flößens die sogenannten Riesen, Schlitten und das Seilen, auch Schleifen mit Zugvieh an. Der Rhein führt die mächtigen Flöße des Schwarzwaldes seinem Mündungslande zu. Mit dem breitkrämpigen Hute, der roten Weste und den weißen Hemdärmeln stehen die kräftigen Gebirgssöhne in langer Reihe auf dem schwimmenden Walde und laffen ihn in takt- mäßigem Ruderschlage den Strom hinabgleiten, um reichen Städten feste Unterlage, schwerfälligen Segeln Slütze zu gewähren, Meere zu befahren und fremde Länder zu beschauen. Seit Jahrhunderten bildet der Schwarzwald das unerschöpfliche Holzmagazin im Niederlande. Wer die Eigentümlichkeit des Waldes recht kennen lernen will, muß in der ersten Hälfte des Septembers seine Thäler durchstreife». Feuer und Wasser sind da überall tu großer Thätigkeit. Während hier
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