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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 65

1890 - Gotha : Behrend
Der Schwarzwald und seine Bewohner. 65 die Bäume auf den Riesen ihre Fahrt beginnen, sieht man dort die Berge brennen. Jene brennenden Berge sind eine Folge der eigentüm- lichen, auch im Odenwald verbreiteten Waldwirtschaft, die nur Düngung durch Aschenbildung sowie die Zerstörung vieles Unkrauts bezweckt, indem den Stöcken und Wurzeln des Holzes dadurch kein Schaden ge- schieht. Eichen, Haseln, Birken und anderer Stockschlag bilden den Bestand, der alle 15—20 Jahre abgetrieben wird. Die Eichen werden im Frühling geschält, um die Lohe zu benutzen, geeignete Hasel- und Birkenruten zu Reisen und Seilen ausgesucht; alles dünne Reis mit dem Laube bleibt an Ort und Stelle liegen, um während des Sommers zu trocknen. Im September beginnt das Anzünden; 4—5 Männer mit langen Stangen und Haken wälzen die Feuerwelle nach und nach den ganzen Berg herab. Da im Kinzigthal und seinen Seitenthälern all die Abhänge der Granitkuppen mit Niederwald bedeckt sind und der Prozeß des Abbrennens sich in regelmäßigen Zeiträumen für jede Stelle wiederholt, so ist es begreiflich, daß zur Brennzeit allerorten Flammen auflodern und Rauch emporsteigt, der zuweilen als ein feiner, bläulicher Dunst alle Thäler durchzieht. In den Waldungen findet die Schwarzwälder Bevölkerung seit langer Zeit ihren ergiebigsten Nahrungszweig. Das Kohlen des Holzes, das Teerschwelen und Harzreißen gewährt ihr neben der Flößerarbeit Beschäftigung und Unterhalt, und wer kennt nicht die Schwarzwälder Holzschnitzereien, die von der Kunstfertigkeit der Bewohner ein redendes Zeugnis ablegen? wer nicht die Holzuhren, die sie kunstreich zu ver- fertigen wissen? Keine Industrie ist bei den aufgeweckten Söhnen des Gebirges so beliebt als diese, und nichts vermag sie mehr an ihre Heimat zu fesselu als dieser Erwerbszweig. Die Uhrenfabrikation, hauptsächlich in den badischen Amtsbezirken Triberg, Neustadt, Villingen und Hornberg heimisch, beschäftigte im Jahre 1308 etwa 1000 Uhrmacher, 3000 Nebenarbeiter und 900 Händler; die Zahl der gefertigten Uhren wurde auf 200.000 Stück zu einem Wert von 300,000 Gulden geschützt. Eine von der badischen Regierung 1847 veranstaltete Zählung ergab 1568 Uhrmacher, 2566 Gehilfen ohne die Frauen und Kinder, welche bei manchen Arbeiten mithelfen. Zum Verkauf der Uhren hatte der Verfertiger, der in der Haupt- fache doch Landwirt blieb, nur wenig Gelegenheit; es bedurfte not- wendig eines Zwischenhändlers, der von den zerstreut wohnenden Uhr- machern die einzelnen Arbeiten zusammenkaufte und sie im großen oder kleinen wieder an auswärtige Abnehmer lieferte. Mit dem Empor- wachsen der Industrie fanden sich auch solche Zwischenhändler, die den Namen „Packer" führen, sie bemächtigten sich bald des ganzen Uhren- Handels und kauften bei den Verfertigern zu geringen Preisen ein; und da sie nun den Handel ganz in ihren Händen hatten, so war es ihnen ein Leichtes, die Preise herabzudrücken und die Uhrmacher ihnen gegen- über in ein vollkommenes Abhängigkeitsverhältnis zu bringen, so daß Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 5
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