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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 70

1890 - Gotha : Behrend
Bilder vom deutschen Rhein. lebendige Geräusch herauf, durchmischt mit dem lauten Rufen der Flößer. Wir biegen um eine letzte Wendung des waldfrischen Weges, und vor uns steht eine kleine gotische Kapelle, die den wunderlichen Namen die „Klingel" trägt. Wir eilen Gernsbach zu. Durch einen dunkeln, steingewölbten Bogengang betreten wir das Städtchen, durch das die Murg ihr klares Wasser treibt. Die Bewohner leben nur vom Holze und für das Holz. Die Murg vertreibt die kostbare Ware, die in den Wäldern geschlagen wird. Das Bett derselben, zwischen zwei wilde Ufer eingezwängt, auf denen Wälder ihre Tannen und Eichen in das Blaue des Himmels emporrecken, ist überall von ungeheuren Felsen unterbrochen, welche die Gewalt des Wassers geglättet. Die Wellen brechen sich an diesen alten Häuptern und werfen ihren weißen Schaum daran empor. In die Tiefe der Schlünde, die sich überall öffnen, stürzen die Wasser, welche der Schnee plötzlich anschwellt. Die gewerbthätige Hand des Menschen hat die Abstürze für den Transport des Holzes nutzbar gemacht. Die Wasser, durch starke Schleusen zurückgehalten, sammeln sich in kleinen Thälern, die von allen Seiten geschlossen sind. An der ganzen Murg hin und vor allem an dem Hauptabsturz haben die Holzhauer das Holz aufgeschichtet, das uach Gernsbach hinabgeflößt werden soll. Endlich schicken die Waldbesitzer den Befehl, die Schleusen zu öffnen. Es ist ein Festtag für die ganze Gegend; von allen Seiten strömt es herbei. Der Student kommt von Freiburg und Heidelberg, der Gymnasiast von Mannheim und Karlsruhe, die Reisenden und Kurgäste von Badeu: alle wollen das großartige Schauspiel sehen. Eine Brücke gewährt namentlich einen prächtigen Anblick; sie befindet sich an dem Zusammen- flnsse der Raumünzach und des Schwarzenbach. Ihr einziger Bogen, der auf zwei Granitblöcken steht, bietet die Aussicht auf ein weites Thal, durch das die mit geschälten Stämmen angefüllten Wasser schießen. Einige Schritte unter der Brücke schäumt ein 10 m hoher Wasserfall, der den malerischen Eindruck der zwischen Bergen eingezwängten Land- schast noch erhöht. Die Stunde schlägt, und die Schleusen öffnen sich. Wie fernes Grollen des Donners rauscht es heran, bis das ganze Thal von wildem Getöse erdröhnt. Wie eine Mauer von Holz wälzt sich die Masse der Stämme herab; der Fluß schäumt hoch an ihnen hinauf und verschlingt sie dann wieder. Die Stämme ächzen, das Wasser braust; es ist, als ob sich Wald und Berg und Thal in ein Urgemisch auflöste. Nicht lange, fo ist alles vorüber; die Neugierigen entfernen sich, und Einsamkeit und Öde herrscht wieder ringsumher. Nichts aber vermag mehr in dem Fremden, welcher der rauschenden Welt Baden-Badens entfliehen will, das Gefühl der Verlassenheit und Einsamkeit hervorzurufen als ein Besuch des Mummelsees, der ihm, eine halbe Stunde im Umfange, in der Nähe der kahlen Berggipfel der Hornisgrinde entgegenschimmert. Sein schwärzliches Wasser, durch die nahen Torfgründe so dunkel aussehend, nährt bloß Salamander, keine Fische. Ode und abgeschieden liegt das unheimliche Gewässer da, die verkümmerten Föhren und Tannen neigen ihre Gipfel zur Erde und
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