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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 71

1890 - Gotha : Behrend
Die Pfalz und die Pfälzer. 71 sterben schon in ihrer Jugend hin. Kein Laut unterbricht die ewige Stille, als das Rauschen der nahen Wälder im Winde oder das melan- cholische Murmeln des Waldbaches ties unten im Thale. Unbeweglich ruht bei Windstille der schwarzbeschattete Wasserspiegel, aus dem die gelbe Seerose ihre breiten fetten Blätter entfaltet. Wer in dem Ge- bäude, das 1856 zum Schutze gegen die Witterung am Ufer errichtet ward, sich der Betrachtung des unheimlichen Sees hingiebt, dem er- scheint jenes herrliche Baden-Baden mit all seiner Pracht und all seinem Reichtum, das er vor kurzem noch mit eigenen Augen erblickte, als ein fernes, weitentschwundenes Zauberbild einer anderen Welt. Zach. 9. Die Pfalz und die Pfälzer. 1. Die Pfälzer. — 2. Ein Jahr im Volksleben eines pfälzischen Dorfes. — 3. Das pfälzische Bauernhaus. 1. Wie das Land, so seine Bewohner. In der lustigen, heiteren, reichen Pfalz können auch nur heitere, fröhliche, reichbegabte Menschen wohnen. Schon was den Körperbau betrifft, kann der rheinfränkische Schlag der Pfälzer als einer der bevorzugtesten gelten: schlanke, gerade und doch kräftige Figuren herrschen vor. Schon das flotte Äußere zeugt von Kraft, aber noch mehr von Gewandtheit und natürlichem Anstand und spricht die Rührigkeit und Gewandtheit des Geistes aus, welche diesen Stamm auszeichnen. Die Thätigkeit des Volkes, der ausdauernde Fleiß, das Geschick und die Gewandtheit, gepaart mit natürlicher Intelligenz und Geistesfrische, sind längst anerkannt. Und jener preußische Offizier, der während der Kriegsjahre 1793 und 94 die Briefe über die rheinische Pfalz geschrieben, hat sicherlich recht, wenn er erstaunt über die „Sünd- flut von Bemerkungen" bei einem pfälzischen Bauer, meint, in einem ganzen Jahre bringe ein norddeutscher Bauer nicht so viel Gedanken und Worte zu Tage, als jener Bauer in einer halben Stunde. Bei dem Pfälzer gesellt sich der Liebe zum Besitz Unternehmungsgeist bei, der besonders grotzen Reinlichkeits- und Ordnungsliebe auch der Sinn für heiteres, gesellschaftliches Zusammenleben und für die Freuden der Zeit. Pfälzische Gastfreundlichst ist fast sprichwörtlich geworden, und die rührendsten Beispiele könnten ihre Ausdehnung beweisen. Zu allen diesen guten Eigenschaften gesellen sich freilich auch eine Reihe weniger lobenswerte. Die Liebe zum Besitz wirkt manchmal allzu mächtig; das Selbstgefühl ist oft stärker ausgebildet, als gerade zur Bescheidenheit notwendig ist; die Gescheidheit legt sich oft breit „an den Laden", und daraus folgt dann, daß die an und für sich nicht tadelnswerte Mund- sertigkeit in „Krischerei" übergeht, die mit dem „großen Maul" über alles herfällt, alles bester weiß, alles besfer macht und alles zu Boden „kreischt", was nicht in dem Kopfe dieses kleinen Herrgotts von einem Krischer entstanden ist. Dies sind allgemeine Züge, von denen es natürlich eine Masse
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