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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 85

1890 - Gotha : Behrend
Worms. 85 Stadtteile den Namen „Lug' ins Land". Aber nicht bloß Heinrich Iv., sondern auch Friedrich Barbarossa, von dem noch ein Brief im Stadtarchive aufbewahrt wird, Rudolf von Habsburg, Maximilian I. und viele andere deutsche Kaiser haben an der Stadt Worms jeder Zeit große Stütze und Hilfe gefunden, sie haben viele Reichstage, Turniere und Versammlungen hier abhalten lassen und die Bewohner von Worms „des Reiches Liebe und Getreue" genannt. Unter allen diesen hier ge- haltenen Reichstagen ist keiner bekannter geworden als der von Kaiser Karl V. auf den 6. Januar 1521 ausgeschriebene, auf welchem Luther, sich vor Kaiser und Reich verantwortend, sein: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir!" gesprochen. Das großartige Luther- denkmal giebt von diesem denkwürdigen Ereignis dauerndes Zeugnis. In der auf die Reformation folgenden Zeit gelangte Worms von Jahr zu Jahr zu größerem Ansehen. Nur die Greuel der 30jährigen Krieges beraubten es auf kurze Zeit seines Wohlstandes und seiner Macht, da es von allen Parteien gebrandschatzt und geplündert wurde. Doch in wenigen Jahrzehnten erhob sich die Stadt wieder zu neuem Glänze, da sie ihre verbrieften Rechte und ihre freireichsstädtische Herrlich- keit behalten hatte. Diese hervorragende Stellung unter den Städten am Rheine hätte Worms wohl lange Zeit noch eingenommen, wenn nicht von einer Seite Unheil gekommen wäre, von der man es am wenigsten erwartet hatte. Was sogar der Wut und den Greueln des 30jährigen Krieges nicht gelungen war, nämlich die Macht und Bedeutung der Stadt auf Jahrhunderte hinaus zu vernichten, das sollte den mordbrennerischen Banden des „allerchristlichsten" Königs Ludwig Xiv. von Frankreich gelingen. Dieser König hatte nach seinem öffentlich ausgesprochenen Grundsatze, „der Staat bin ich", und nach der heimlichen Triebfeder seiner Handlungen: „Gewalt geht vor Recht", 1200 Städte in der Pfalz und am Rheine der Vernichtung geweiht. Zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche sollte nach des Königs Willen eine Wüste liegen. Anlaß zu diesem Raubzuge bot ihm der nichtige Vorwand, ein Recht auf die Erbfolge in der Pfalz zu haben, und des Erfolges konnte er sicher sein, da Deutschland infolge des 30jährigen Krieges noch machtlos darnieder- lag. In Worms sollte mit Treubruch und Verrat die Frevelthat be- ginnen. Im Oktober 1688 rückten nämlich die Franzosen vor die Stadt und gaben das heilige Versprechen, niemanden in seinen Rechten zu kränken, falls sich die Stadt verpflichte, eine Besatzung von 300 Mann eine Zeitlang aufzunehmen und zu unterhalten. Als der Vertrag ge- schlössen war, rückten jedoch statt 300 Soldaten deren 1400 und bald darauf weitere 700 ein, mißhandelten unter Hohnlachen die Einwohner und zwangen sie, nachdem der Wohlstand der Stadt durch unerhörte Erpressungen vernichtet war, die Festungswerke, welche jahrhundertelang der Stolz und die Kraft von Worms gewesen waren, mit eigenen Händen niederzureißen. Noch hätte man sich vielleicht zur Wehre setzen und einen Kampf der Verzweiflung kämpfen können. Aber aufs neue wurden die heiligsten Versicherungen gegeben, daß man die Stadt schonen und
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