1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Odenwald.
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Nach der Niederlage Napoleons fiel sie mit der Provinz R heinhessen
welche für Westfalen eingetauscht wurde, an das von Napoleon neu er-
richtete Großherzogtum Hessen. — Frisches, fröhliches Leben ist seitdem
wieder eingekehrt, herrliche Gebäude sind in den iienen Stadtteilen ent-
standen, Gewerbe, Handel und Verkehr belebt die Straßen, und die Ein-
wohnerzahl ist wieder auf 20 000 gestiegen. Wir dürfen ihr daher im
Hinblick auf ihre rege Thätigkeit und auf den munteren Sinn ihrer Be-
wohner den bekannten Pfälzer Glückwunsch zurufen:
„Fröhlich Pfalz, Gott erhalt's!"
Ludwig Dosch.
11. Der Odenwald.
1. Der Odenwald und seine Geschichte. — 2. Die Bewohner.
1.
Der Odenwald ist ein niedriges Gebirge, welches über einer 90 bis
120 m hohen Basis sich auch in seinem südlichen Teile nur bis zu
einer Höhe von 430 m erhebt, über die einzelne Kuppen von 500 m
und darüber emporragen. Der Charakter desselben ist ein äußerst ver-
schiedener, je nach der geognostischen Zusammensetzung; sein viel-
gegliederter Westen besteht aus krystallinischen Schiefer- und Massen-
gesteinen; zwischen Auerbach und Fürth findet sich ein durch Mineral-
führnng interessanter Marmorzug. während Syenit und Granit-
einlageruugeu zum Teil eine große Ausdehnung haben. Im Innern
lagert in den Thaltiefen überall Lehm; den Fuß umgürten Diluvial-
und Alluvialablagerungen, deren ödeste und unfruchtbarste, die Sand-
dünen in der Ebene zwischen Seligenstadt und Neuisenburg, in schärfstem
Kontrast zu der übrigen fruchtbaren Main- und Rheinniederung stehen.
Das unebene, kuppen- und schluchtenreiche krystallinische Gebirge ist bis
auf seine Höhen quellenreich, voll munterer, durch Wiesen hinfließender
Vergbüche. Wald, vorzugsweise Laubwald und Buchen, mit Eichen und
Weißbuchen gemischt, aber auch Kieferubestände wechseln mit Feldern
und Wiesen parkähnlich ab. Der breite Rücken des Sandsteingebirges
ist dagegen meist mit Kiefern, seltener mit Eichenhackwald bedeckt, das
Gebiet des Totliegenden wieder vorherrschend Waldland. Am meisten
von der Natur begünstigt ist der Fuß des Gebirges längs der Berg-
straße; hier erreicht der Wald seine höchste Pracht; hier geben Obst-
und Nußbäume sowie der Weinstock ihren höchsten Ertrag, und gedeiht
auch schon die gute Kastanie.
Einst war der Odenwald, der zuzeiten der alten Frankenkönige im
Jahre 628, wo er zuerst erwähnt wird, einen königlichen Bannforst
bildete, reich an wilden Tieren aller Art. Noch im zwölften Jahr-
hundert hauste in dem nördlich angrenzenden Reichsforste Dreieich das
Elentier; im sechzehnten jagte Landgraf Philipp der Großmütige hier
noch Bären, und im siebzehnten waren noch die Wölfe des Odenwaldes
den Bergleuten furchtbar, die damals mehr als heute hier ihre Gänge
gruben.