1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Taunus.
saft bis auf den letzten Rest aus den Beeren heraus Einladend sieht
der junge Most, der nun in großen Fässern in den Keller gebracht
wird, nicht aus; bis derselbe als goldheller oder dunkelroter Wein auf
unsern Tisch kommt, hat er noch verschiedene Gärungs- und Wäruugs-
Prozesse durchzumachen.
Gegen Abend ertönen vom rechten Rheinufer Flintenschüsse hinüber
zum Zeichen, daß das Lesegeschäft für heute beendet ist. Die Wingerte
bleiben die Nacht über, vom Wingertschuß bewacht, geschlossen. Auf der
linken Rheinseite wird zur Öffnung der Wingerte morgens sieben Uhr
und zum Schluß abends etwa sechs Uhr das Zeichen mit den Kirchen-
glocken gegeben. Schüsse und Glockenschläge mischen sich mit dem Jauchzen
der heimkehrenden Winger, das Echo dieses Lebens und Webens hallt
in den Bergen wieder; über uns steigen Raketen auf, und bengalisches
Feuer beleuchtet unsern Heimweg:
Er kommt zur Welt auf sonnigem Stein,
Hoch über dem Rhein, hoch über dem Rhein,
Und wie er geboren, da jauchzt überall
Im Lande Trompeten- und Paukenschall;
Da wehen mit lustigen Flügeln
Die Fahnen von Burgen und Hügeln. Riehl.
16. Der Taunus.
1. Der Tannns. — 2. Das Niederwald-Denkmal. — 3. Der Rheingau.
1.
Der Taunus oder die Höhe steigt an der östlichen Grenze von
Nassau in sanften Erhebungen aus der Ebene der Wetterau empor und
zieht im ganzen in südwestlicher Richtung durch das südliche Nassau.
Gegen das untere Mainthal fällt er steil ab, bleibt aber mit seinem
Hauptrücken 2—3 Stunden von dem Strom entfernt; in seinem weiteren
Zuge nähert er sich allmählich dem Rheine in einem spitzen Winkel
und erreicht das Stromthal in schroffem Absturz bei Rüdesheim und
Aßmannshansen. Das enge Rheinthal von Rüdesheim bis Koblenz mit
feinen steilen Gehängen auf beiden Seiten trennt den Taunus von dem
Hunsrück, der als feine natürliche Fortsetzung angesehen werden kann.
Das Taunusgebirge zeigt einen ziemlich deutlich ausgeprägten Haupt-
rücken, dessen einzeln emporsteigende, gerundete Kuppen, von der Rhein-
und Mainebene aus betrachtet,' einen bedeutenden Eindruck machen. Den
Hauptstock des Taunus bilden die Berggipfel im Südosten über der
Mainebene bei Frankfurt. Hier erheben sich nahe beieinander, durch
erhabene Rücken verbunden, der Altkönig, der kleine Feldberg und der
große Feldberg.
Der große Feldberg ist der höchste Puukt des Tamms und 880
Meter hoch. Sein Gipfel besteht aus einer großen, mit Heidekraut und
Torfmoos bedeckten Fläche ohne Baum und Strauch; deshalb sein Name
Feldberg, denn „Feld" bedeutet eine waldlose Strecke. Über der Fläche