1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Taunus.
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bei Lorch und hat ein enges Thal mit steil ansteigenden Bergwänden,
an denen hier und da die Trümmer einer Raubburg Haugen. — Während
der Taunus nach Süden und Westen steil abfällt, verläuft er sich gegen
Norden, auf der der Lahn zugewendeten Seite, nach einer kurzen, steilen
Neigung in allmählich sich senkende Bergrücken, welche durch die Seiten-
thäler der Lahn von einander getrennt sind. Bon Osten nach Westen
gezählt, sind dies die Thäler der Weil, Ems, Aar, das Wörsbach- und
Mühlbachthal. Im allgemeinen ist der obere Teil der genannten Thäler
flach ausgebreitet, in dem mittleren Laufe siuden sich stellenweise Ver-
engungen mit steilen Gehängen, während sie weiter unten sich wieder
flacher ausdehnen; dagegen münden sie, mit Ausnahme des Aar- und
Emsthales, zwischen hohen, schroffen Abfällen schluchtenartig in das
Lahnthal und bilden so eine Strecke von höchstens einer Stunde wilde
Thalpartieen.
2.
Der Friede mit Frankreich war geschlossen. Nach einem Siegeszug
sonder gleichen kehrten die deutschen Heere in die Heimat zurück. Freudiger
Dank bewegte alle Herzen, denn was kurze Zeit vorher noch unmöglich
geschienen, die Einigung aller deutscheu Stämme und die Wiederauf-
richtung des deutschen Reiches — mit Gottes Hilfe war es erreicht.
Da wurde — anfangs vereinzelt, später allgemein — der Wunsch rege,
daß die gewaltigen Ereignisse der Jahre 1870 und 71 durch ein groß-
artiges Denkmal der Mit- und Nachwelt unverlierbar vor die Seele
gestellt werden möchten. Als Ort, wo das Denkmal sich erheben solle,
bezeichnete man den Niederwald, welchen Namen der südwestliche Vor-
sprung des Taunusgebirges gegenüber der Stadt Bingen führt. Be-
geisterte Männer nahmen die Sache in die Hand, und so reifte der
Gedanke zur That. An freiwilligen Beiträgen kamen in kurzer Zeit
700 000 Mk. zusammen; den Rest von 500 000 Mark verwilligte das
Reich. Nun galt es, für das Denkmal die rechte Form zu siuden. Ver-
schiedene deutsche Künstler rangen um die Palme. Der erste Preis sie!
dem Bildhauer Johannes Schilling in Dresden zu, der sich die Aufgabe
gestellt hatte, die Wacht am Rhein, das Lied, unter dessen Klängen die
deutschen Heere zur Verteidigung des Vaterlandes ausgezogen, in Erz
und Stein verkörpert darzustellen. Schon am 16. September 1877 war
die Sache so weit gediehen, daß Kaiser Wilhelm I., des deutschen Reiches
Baumeister, den Grundstein des Denkmals weihen konnte mit den Worten:
„Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den
künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung!"
Langsam, aber stetig schritt die Arbeit fort. Volle vier Jahre nahm
der Guß der einzelnen Teile des Denkmals in Anspruch. Waren doch
zur Herstellung der 10,5 m hohen Hauptfigur nicht weniger als 700
Zentner Erz erforderlich. Und welche Mühe verursachte uicht der
Transport der schweren Gußstücke an Ort und Stelle! Doch ohne
Unfall reifte das nationale Werk seiner Vollendung entgegen, und am
28. September 1883 konnte in Gegenwart des Kaisers, der deutschen
Fürsten, der Vertreter des Volkes und des Heeres, sowie unzähliger
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