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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 119

1890 - Gotha : Behrend
Aus dem Lahnthale, 119 anderen Sprachen wird dann und wann wohl in einem Saale Gottes- dienst gehalten. Durchwandern wir die lange Hauptstraße der Stadt und die wenigen anderen Straßen, die außer ihr noch vorhanden sind, so merken wir, daß wir an einem Orte sind, wo alles für die Aufnahme von Fremden eingerichtet ist. Neben den vielen großen, glänzenden Hotels, von denen das eine an Pracht und Feinheit das andere zu übertreffen sucht, bieten fast sämtliche Häuser von Ems den Badegästen bequeme und schön ausgestattete Wohnungen. An vielen von ihnen liest man ähnliche Namen, wie sie eigentliche Gasthäuser führen Und wenn der eben erst angekommene Fremde, der sich eine Wohnung sucht, die Stadt durchwandert, wird er vielleicht an manchen Häusern eiu ausgehängtes Schild mit der Inschrift: „Zimmer zu vermieten" finden. Doch nicht bloß für Gesundheit und Bequemlichkeit, souderu auch für Annehmlichkeit und Vergnügen ist in reichster und mannigfaltigster Weise an einem Orte gesorgt, wo aus nah und fern so viele Menschen zusammenströmen, die großenteils nicht zu den wirklich Kranken gehören. Wer das Geld nicht scheut, der kann sich hier viel Schönes, Reizendes kaufen und viele Vergnügungen genießen. In glänzenden Läden werden Bilder und Gemälde, Schmucksachen und Krystallwaren, Kleidungsstoffe und tausend kleinere hübsche Sachen feil gehalten. Am Ufer der Lahn laden zahlreiche kleine Böte zu Spazierfahrten auf dem Flusse ein; in langen Reihen sieht man Esel, Maultiere, Pferde und bespannte Fuhr- werke stehen, womit man leicht und schnell auf die Berge oder nach be- nachbarten Orten des Thales gelangen kann. In dem Kursaalgebäude giebt es hübsche Gemächer, wo man sich mit verschiedenen Spielen unter- halten oder die Blätter der verschiedensten Nationen lesen kann. Der größte Saal, der mit seinen zahlreichen Marmorsäulen, seinen die Wände und Decke schmückenden Gemälden und seinen riesigen Spiegelscheiben besonders prächtig schimmert, ist zu Konzerten, Theater und Bällen be- stimmt. Das alles ist schön und bemerkenswert; aber Ems hat noch eine besondere Merkwürdigkeit: es ist das eine nicht weit vom Kurhause in den Boden eingelegte Gedenktafel mit der Aufschrift: „13. Juli 1870, 9 Uhr 10 Minuten". Hier war es, wo König Wilhelm den französischen Botschafter abwies, als dieser ihm im Namen seines Herrn ungebührliche Erklärungen abdringen wollte. Es war ein ernster, feierlicher Augen- blick, als zwei Tage darauf, am Morgen des 15. Juli, der König von Ems nach seiner Hauptstadt Berlin fuhr, um alles zu dem drohenden Kriege vorzubereiten. Mit tausend heißen Segenswünschen sahen die Einwohner und Badegäste von Ems ihm nach. — Seitdem haben sie den geliebten Kaiser oft freudig empfangen können, denn Ems ist ihm während seines Lebens ein Lieblingsausenthalt im Sommer gewesen. Ein deutscher Dichter (Emil Rittershaus) hat den schönen Ort mit den Worten freundlich begrüßt, mit denen auch wir von ihm hier Ab- schied nehmen wollen:
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