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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 126

1890 - Gotha : Behrend
126 Bilder vom deutschen Rhein. das Klima des tiefen Thaleinschnittes einen sehr scharfen und auffallenden Gegensatz mit den zur Seite gelegenen Hochlandschaften bildet: oben ringsum kalte und heftige Winde und lange Winter, unten zeitiges Frühjahr und lange warme Sommer; oben nur die Tanne, Buche und Eiche, nur Hafer- und Roggenbau und nur stelleuweife fruchtbare Striche, unten die verschiedensten Sorten schöner Fruchtbäume, deren Blüten- Pracht im Frühlinge ihres gleichen sucht, und vor allen Dingen der Moselaner wichtigster Kultur- und Jndnstriegegenstand. der Weinstock, dessen Rebeu überall längs des Flusses und längs der Gelände des Thales sich hinziehen und der schon im dritten Jahrhundert nach Chr. daselbst gepflegt wurde. Jeder schmale Streifen ebenen Landes aber am Fuße der Felsen und jede kleine flache Weitung, vom Flußwasser und von der dadurch herbeigeführte« Erde befruchtet, ist entweder, wenn nicht von der Rebe bedeckt, reich an schönen Wiesenkräutern oder zum Garten- bau geeignet; doch jene genießt, wo sie nur einiges Gedeihen verspricht, bei weitem den Vorzug; denn der Weinbau geht, hat sich auch iu neuester Zeit manches anders gestaltet, einem großen Teile der Moselaner über alles; er ist ihre eiuzige Kultur, ihre alleinige Industrie. Kornfelder trifft man bei ihnen seltener, obwohl nicht mehr so selten, wie früher, und ihre Wiesen und ihr Vieh haben sie hauptsächlich des Weinbaues wegen. Schon vor einer langen Reihe von Jahren sollen einzelne Dörfer 1090 bis 2000 Fuder Wein (das Fuder zu 6 Ohm) in guten Jahren erzielt haben. Das Ergebnis der Weinernten des ganzen Mosel- thales von Trier bis Coblenz betrage, sagt man, in besonders guten Jahren 100,000 Fuder, d. h. 600,000 Ohm, in gewöhnlichen 70,000 bis 80,000 und herab bis auf 50,000 Fuder, welches letztere Jahr sie daun schon ein sehr mittelmäßiges nennen. Der Fluß selbst, überall schiffbar, wird dadurch eine vortreffliche Verbindungsstraße zwischen den einander benachbarten Abschnitten des Thales. Indem er ferner die ihn einschließenden und in ihm vor- springenden Felsenhöhen vielfach zernagt oder schroff abgeschliffen hat oder umfließt, ist er der Mitbildner von natürlichen Bastionen und Bnrgpiedestalen geworden und hat willkommene Gelegenheit zur Sicherung und Befestigung des ergriffenen Besitzes gegeben, eine Gunst der Natur, welche den flacheren und einförmigeren Hochrücken zur Seite fehlt, auf denen überhaupt der Anbau gering, die Bevölkerung dünn, ein Dorf und noch mehr eine Stadt eine Seltenheit ist. Welche Fülle dagegen und Mannigfaltigkeit im Moselthale! Hier bei starker Bevölkerung zahlreiche Ortschaften, einzelne Wohlisitze, Burgen und Stätten der Andacht in bunter Aufeinanderfolge; längs des schiff- baren Stromes Schifferdörfer, Verkehrs- und Überfahrtsplätze, Dörfer wiederum von Ackerbauern, Gärtnern und Winzern, bald an den Felsen, bald in den Einschnitten der Berge klebend, bald über eine sanft ge- wölbte Lehne hingestreut und ringsum vou Wein- und Obstgärten um- schlössen; hier hart an den Seiten des Stromes ans den Vorgebirgen und Felsenvorsprüngen Ritterburgen und des Adels Schlösser, auf anderen Spitzen und Einschnitten der verschiedenartig geformten Höhen
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