1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder vom deutschen Rhein.
Konfektionssachen. Daneben finden sich Eisengießereien und Maschinen-
Werkstätten, Orgel- und Pianofortefabriken, Fabriken zur Herstellung
von chemischen Erzengnissen und Seifen, von Papierwaren, Briefum-
schlagen und Tapeten, von Metallwaren und anderen Dingen. Was
menschlicher Fleiß, was menschliche Betriebsamkeit alles vermag, das
tritt uns hier in ausdrucksvollen Zügen entgegen. Wie rastlos und
regsam zeigt sich hier alles! Geschäftige Menschen eilen an uns vor-
über, und alle fünf Minuten sieht man einen überfüllten Wagen der
Pferdeeisenbahn von seinem Ausgangspunkte abfahren. Zu diesem
Gewoge und Gebrause eines lebhaften Verkehrs in den Straßen, der
seinen höchsten Punkt erreicht, wenn die dichtgedrängten Scharen der
Arbeiter den Fabriken zuströmen oder deren Räume Verlaffen, gesellt
sich das Geräusch der fast ununterbrochen auf- und abwärts eilenden
Eisenbahnzüge, deren Rauchwolken an beiden Seiten des Thales entlang-
ziehen, und die an zehn Bahnhöfen halten, um in das reiche Verkehrs-
leben einzugreifen, um Personen und Güter von einem Orte zum andern
zu befördern.
Mehr als zweihunderttausend Menschen wohnen, wirken und schaffen
„im Thale," wie man kurzweg zu sageu pflegt, und doch zählten die
beiden Zwillingsstädte noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts zu-
fammen wenig mehr als fünftausend Einwohner. Damals bot das
Wupperthal den Anblick einer weiten grünen Wiesenfläche, durchzogen
von endlosen Streifen weißen Garnes und Zeuges, hier und da von
einer kleinen Häusergruppe unterbrochen. So war es seit Jahrhunderten
gewesen; die schöne Lage des Thalgrundes und das durch seiueu Kalk-
gehalt trefflich geeignete Wasser des Flusses hatte schon im fünfzehnten
Jahrhundert hier große Bleichen entstehen lassen. Gesponnen wurde
das Garn meistens auswärts, in Westfalen und Niedersachsen, wo es
dem Landvolke im Winter zu thnn gab, und kam nur zur Bleiche nach
dem Wupperthale. Da legte man es auf Rieselwieseu, und Hunderte
von Menschen waren unablässig beschäftigt, das Waffer hoch im Bogen
über die ausgebreiteten Garnmassen zu sprengen. Eegen Ende des
vorigen Jahrhunderts bestanden in Elberfeld und Barmen schon 150
Bleichen, wo 300,000 Kilo Garn gebleicht wurden. Im Verlaufe des
Jahrhunderts gesellte sich zum Bleichen allmählich das Weben und
Färben. Man begann gefärbten Nähzwirn und das blau und weiß
gewürfelte Zeug, welches die Sklaven in Amerika zu tragen pflegten,
auszuführen. Zur Zeit des siebenjährigen Krieges, wo die Fabrikation
der halbbaumwollenen Zeuge und der Bänder und Spitzen aufgekommen
war, gelaugte man in den Besitz eines wichtigen technischen Geheimnisses,
der Kunst türkischrot zu färben. Dieses dunkle Rot teilt sich dem Garn
bekanntlich so fest und danerhast mit, daß es weder von der Sonne
ausgesogen wird, noch in der Wäsche und Bleiche verblaßt. Thessalische
Griechen sollen dasweheimnis zuerst an Abendländer verraten haben.
Nach Elberfeld brachte es merkwürdigerweise ein Sohn des gewerbthätigen
Sachsenlandes, der lange Zeit in der Türkei gelebt hatte und es auf
einer Heimreise in Elberfeld an einen dortigen Färber für wenige