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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 164

1890 - Gotha : Behrend
164 Bilder aus den süddeutschen Landschaften. mal. Ja, wenn's nur nicht ein so junger Grasteufel wäre, dachte ich, so wollte ich gerne anzünden. Als es aber ziemlich lange nicht mehr erschien, da beschloß ich doch, wenn es wieder käme, nicht zu zaudern; denn die Jahreszeit war schon vorgerückt, und es waren vielleicht die letzten Tage, daß ein Mankei ans dem Baue ging, und ich wollte gar gern einmal Mankeizähne erbeuten, um sie am Uhrgehänge zu tragen, wie mau es bei Gebirgsjägern oft sieht. Es ist mit solchen Dingen nicht eigentlich wegen des Schmuckes, daß man sie haben will, sondern des Erzählens wegen, wenn einer gelegentlich fragt, was das für Zähne seien. Das junge Mankei kam wirklich noch einmal, und nun nahm ich die Büchse fein zusammen; denn ich wußte, daß man den Kopf treffen müsse, weil das Tier, wenn es nicht auf dem Fleck erlegt wird, in den Bau schlieft und dann verloren ist. Der Finger lag schon so am Tupfer, daß ich dachte, jetzt müsse es knallen, als das Mankei wie der Blitz verschwand und ich fast erschrak, es könne der Schuß noch losgehen. Doch glücklicherweise geschah es nicht, und ich wollte eben die Büchse vom Backen nehmen, als ich mit Verwunderung deu ganzen Eingang der Röhre mit Pelz sich ausfüllen fah und aus diefem, wie aus einer Wildschur, der Kopf eines alten Mankei zum Vorschein kam. Ich rührte kein Auge und atmete fast uicl)t. Das Maukei starrte eine zeitlang gerade auf meine Mauer; dann wendete es langsam den Kopf und sah mit grämlicher Miene den Abhang hinunter. Jetzt gilt's! Ich visierte so gut wie möglich, und — plumps! rollte der Knall in vielfachem Echo durch die Berge. Das Pelzwerk dort fank aber langsam in sich zusammen; ich sprang hin und zog einen herrlichen Mankeibären aus der Kluft, mit prächtigen Zähnen, gut fürs Uhrgehänge und gut zum Erzählen. Er hatte an den beiden Seiten der Kinnlade langhaarige Bauschen und vier lange Nagezähne, wovon die unteren mit der Wurzel über 5 cm lang, die oberen etwas kürzer waren. Die Manfet bewohnen Baue unter Felsblöcken und können nicht leicht gegraben werden. Wo solches möglich ist, geschieht es im Spät- herbst, wo sie schlafen; denn wenn sie wachen, wird behauptet, graben sie sich so schnell weiter, daß man mit der Arbeit nicht nachkommen kann. Je nach sich einstellender Kälte verlassen sie gegen die zweite Hälfte des Oktobers den Bau uicht mehr und halten den Winterschlaf, welcher in der Regel bis Mitte Mai dauert. Dann kommen sie hervor, gehen aber wieder zurück, wenn der Schnee noch nicht weg- geschmolzen ist, und dann erliegen manche dem Hunger und der Er- mattung. Um sich für ihren langen Schlaf gut zu betten, sammeln sie Gras und Kräuter und schleppen sie in den Bau, was man das Einhenen nennt. Dabei helfen sich die zu einem Bau gehörige» Maukei'u einander in der Art, daß einige sich zum Sammeln weiter entfernen, andere näher bei dem Baue bleiben und diese dann den ferne herkommenden die Grasbüschel abnehmen und in den Bau tragen, oder es nimmt noch ein drittes dem zweiten die Last ab und trägt sie
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