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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 167

1890 - Gotha : Behrend
Die bayerische Hochebene. 167 Zwischen Schongau und Weilheim liegt der kolossale Kegel des hohen Peißenberges (1000 Meter), des „bayerischen Rigi", der nun, da eine Eisenbahn an seinen Fuß fuhrt, häusig besucht wird. Seit dreihundert Jahren krönt seinen Gipfel eine Wallfahrtskirche. Ein stattliches Pfarrhaus, das auch Gäste ausnimmt, mit einem Lugins- Land auf dem Dache, ein Wirtshaus, ein paar andere Häuser und ein Kirchhof füllen die Platte aus, die eine bewunderungswürdige Fernsicht gewährt. Der ganze Kranz der Alpen vom Säntis bis zum Watzmann liegt ausgebreitet, mitten drin der Großglockner, der aus dem fernen Kärnthen verschwimmend herüberschimmert. Über dem weiten Flachlande erblickt das Auge den blauen Rücken des Jura und die waldigen Höhen des Böhmerwaldes. In duftiger Ferne ragen die Frauentürme Münchens, die Domtürme von Freising und die Ulrichskirche in Augsburg als graue Marksteine auf. Im Osten, wo die Ebene sich den Voralpen nähert, sind ebenfalls höher gelegene Punkte nicht selten. Von den Alpen stürzen mit starkem Gefälle die größeren Flüfse herab. Das Plateau ist mit Seen geschmückt, den Resten jener großen Wasserflut, welche in der Vorzeit die ganze Ebene bedeckte. Hunderte von kleineren Seen, Weihern und halb oder ganz vertrockneten und versumpften Seekeffeln jeglicher Größe geben der ganzen Gegend einen eigentümlichen Charakter. Die großen Sumpf- und Moorflächen, Moose genannt, scheiden sich in zwei Hauptgruppen, die durch eine von Westen nach Osten ziehende Hügelreihe getrennt sind, in die nördliche der Moose des Donauthales wt6 die südliche der Moose an den größeren und kleineren Zuflüssen der Donau. Übrigens findet man sie auch an den Bergabhängen; auf den Bergplatten kommen sie als Moore und Filze vor. Im bayerischen Gebirge und Hochlande ist kaum ein Fluß, dessen Säume nicht irgendwo Moosgrund aufweisen, und manche Eintiefung, wie Loifach-, Ammer-, Innthal- und Chiemsee- becken, ist daran überreich. Durch Kanalisierung und Torfstiche sucht man sie trocken zu legen; aber noch immer hat Bayern „mit ihrer Urbarmachung innerhalb seiner Grenzen ein nicht unbedeutendes Fürsten- tum zu erobern." 2. Das Wasser des Chiemsees wallt unter dem Himmel, und die wimmelnde Fläche zeigt das tiefe Blau, wie die sonnenliebenden Gen- tianen, welche im Frühjahre die Rasen unseres Landes zieren. Er selbst gleicht einem ungeheuren seuchten Kelche dieser Blüte, die aus den aufgefangenen Lichtern sich blendenderen Lasurs saugt als die Höhe des Himmels und der Berge. So trug ich sein Bild in mir. Als ich aber das letztemal durch die buschigen Hügel schritt, welche Prien von dem moorigen Strande trennen, knarrte der Schnee unter meinen Füßen. Die Eisdecke des Sees lag da. Das Auge der Land- schaft war tot, wie das eines Menschen, wenn die Linse im Star milch- weiß erstarrt. Bläuliche Fußtapfen zogen sich in die Fläche hinaus; *) = ein Mineral von tiefblauer Farbe.
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