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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 171

1890 - Gotha : Behrend
München, 171 die altertümlichsten Gebäude der Stadt. Eine Ausnahme macht nur das neuerbaute, im gotischen Stil aufgeführte Rathaus. Der „Alte Hof" ist der noch erhaltene, nicht mit der königlichen Residenz in Ver- bindnng stehende Teil der Hofburg, welche sich Kaiser Ludwig der Bayer erbauen ließ. Von der Kirche zum Heiligen Geist aus gelangt man in der Richtung gegeu die Isar uach dem schönen Jsarthor, welches Kaiser Lndwig errichtet und Ludwig I. 500 Jahre später in seiner ursprünglichen Bauart wieder hergestellt hat. Üeber eine der Jsarbrücken führt der Weg nach der Vorstadt Au, welche der Fremde schon wegen der im gotischen Stil erbauten schönen Pfarrkirche Mariahilf nicht nnbefncht lassen darf. Neunzehn hohe Fenster mit den herrlichsten Glasmalereien, welche die Geburt und das Leben der Jnngfran dar- stellen, schmücken die Kirche. Durch das Karlsthor gelangt man in der Richtung uach den Bahnhöfen auf den Karlsplatz. Hier und auf dem benachbarten Maximiliansplatze werden die zwei großen Dulten (Jahrmärkte) ab- gehalten: die Dreikönigsdult und Jakobidnlt, von denen jede 14 Tage dauert. Vor dem Karlsthor liegt der Glaspalast, welcher für Kunst- und Industrieausstellungen benutzt wird. Auf der Therefienwiese, welche vom Karlsthor aus in einer kleinen halben Stunde erreicht wird, steht die Ruhmeshalle, aus Marmor vom Untersberge erbaut und die Marmorbüsten solcher Mäuner enthaltend, die sich im Krieg oder Frieden um das Vaterland verdient gemacht haben. Martin Behaim, Renchlin, Sickingen, Peter Bischer, Eck, Fugger, Hans Sachs, Tilly, Pappenheim, Fraunhofer, Cornelius sind unter ihnen. Auf der Therefienwiese erhebt sich auch die Kolossalfigur der Bavaria, ein Meisterwerk Schwan- thalers; sie hält in dec Linken einen Lorbeerkranz und hat den bayrischen Löwen neben sich. Das aus türkischen Kanonen gegossene Bildwerk ist 19 m hoch, der Zeigefinger desselben allein 92 cm lang; Die ganze Figur wiegt mehr als 80 000 kg. Im Innern kann man in die Höhe steigen, und in der Höhlung des Kopfes finden nicht weniger als 6 Personen Platz. Nicht weit von dem vorhin genannten Alten Hofe liegt das Hof- bräuhaus, ein unscheinbares, niedriges, altertümliches Gebäude, das von der buntesten Gesellschaft besucht wird. Im Hofraume sitzen hier an Sommertagen die zahlreichen Gäste ans Bänken ohne Lehne, auf umgestürzten leeren Fässern, die zugleich als Tische dienen. Dazwischen drängt sich das zungenfertige „Radiwei" (Rettichweib) durch. Wer es nicht verschmäht, seinen Krug am Bruunen selbst zu spülen und sich selbst zu bedienen, findet hier den köstlichsten Trinkstoff und echt Münchener Volksleben. Außer „Hofbräu" trinkt der Münchener auch fehr gern „Salvatorbier", welches im Monat April Taufende der Stadtbewohner nach der Vorstadt Au lockt. Eine der schönsten Straßen Münchens ist die Ludwigsstraße. Sie geht bis zum Siegesthor und ist mit den prachtvollen Bauten des Architekten v. Gärtner gegiert. Zu den hervorragendsten unter ihnen
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