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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 173

1890 - Gotha : Behrend
München. 173 München braut in einem Jahre mehr als 1 200 000 hl (ganz Bayern zehnmal so viel). Uralte Volksbräuche beobachtet man in München bei den Festlich- leiten des Schäfflertanzes und Metzgersprunges. Der Schaffler- tanz (Schäffler = Böttcher, Küfner), ein fröhlicher Umzug durch die Gaffen der Stadt, hatte ursprünglich den Zweck, die Bewohner, denen durch die todbringende Pest aller Lebensmut benommen war, wieder zum alten Frohsinn zurückzubringen. Aus derselben Ursache mag der Metzgersprung entstanden sein. Auch bei letzterem findet ein Um- zng statt, dessen Ziel der Fischbrunueu auf dem Schraunenplatze ist; dort angekommen, springen die losgesprochenen Metzgerlehrlinge, welche die Hauptpersonen des Festzuges sind, in das Brunnenbecken, werfen Brezeln, Nüffe und Äpfel unter die Zuschauer, aber überschütte» auch die näher Herbeikommenden mit Wasser. Das Oktober fest, welches ganz München auf den Beinen sieht, ist ein landwirtschaftliches Central- fest, bei welchem Tiere und landwirtschaftliche Erzeugniffe ausgestellt werden und ein Rennen stattfindet. Ein damit verbundenes Festschießen, an dem sich Schützen aus allen Gauen Bayerns beteiligen, dauert die gauze Woche hindurch. Der Festplatz — die Theresienwiese — wird dabei nicht leer und von der wogenden Menge erst dann allgemach verlassen, wenn das Feuerwerk, das den Schluß des Festes bildet, ab- gebrannt ist. Bietet auch die nächste Umgebung von München wenig landfchaft- liche Reize, so gelangt man doch auf bequemen Schienenwegen rasch nach der schönen Gegend südlich von München, um vou Miesbach und anderen Orten aus die Berge der bayrischen Alpen zu erreichen. Nicht minder schön ist ein Ausflug nach dem ernsten Ammersee mit seinen bewaldeten Userhöhen oder nach dem lieblichen, mit schmucken Dörfern und Landhäusern gegürteten Starnberger See. Der bescheidene Natur- sreund wird aber auch uicht ohne Interesse jene nördlich von München gelegenen, weitgedehnten sumpfigen Landstriche besuchen, welche den Namen des Dachauer und Erdinger Mooses führen. Hier findet er nicht nur einen eigenartigen Pflanzenwnchs, fondern auch eine ursprüng- liche, wenn anch weniger schöne Bevölkerung, an welcher noch manches Stück alten Volkstums hasten geblieben ist. Näher bei München ver- dient das Schloß Nymphen bürg, das den Besucher lebhaft in die Zeit der Reifröcke und Allongeperücken verfetzt, und defsen Hofgarten prächtige Wasserkünste, Baumgänge und Lusthäuser aufzuweisen hat, die vollste Beachtung des Fremden. 2. Wenngleich die Lust am Biertrinken und die Knnst, vortreffliches Bier zu brauen, keineswegs auf das Bayerlaud beschränkt, sondern eine altdeutsche Tugend ist (konnten doch die Germanen sich ihre Götter und Helden iu Walhalla nur biertrinkend als der Seligkeit teilhaftig denken!), fo bleibt doch vornehmlich Bayern das Bierland, und München mit seinem Bockkeller ist ebenso eine dem Gott Gambrinus geweihte
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