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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 176

1890 - Gotha : Behrend
176 Bilder aus den süddeutschen Landschaften. sein. Dabei ist zu bemerken, daß dieses Bier eben so wohlschmeckend und nahrhaft als geistig ist; es ist darum gleich verführerisch und beschwerend. Man sieht leicht an den blauweißen Augäpfeln, an den seisten, oft kugelrunden Gestalten und dem bedächtigen Schritt, daß die Bevölkerung eine biertrinkende ist. Die Zeit, wo das erste Frühlingsbier verzapft wird, gehört zu deu Volksfesten der Münchener. Wer hat nicht schon von dem be- rühmten Bockkeller gehört, der am 1. Mai geöffnet wird! In diesem unterirdischen Tempel wird dem Gambrinns geopfert mit einer Leiden- schastlichkeit. wie sie ein Norddeutscher kaum begreift. Es wird um den Einlaß förmlich gebnhlt, wie an den Pfvrten Elysinms, und um einen guten Platz gerungen, wie bei den Spielen im römischen Cirkns, und endlich wird um ein hochschäumendes Glas oder Krüglein gestritten, wie zu Paris in den Bersteigerungen um eine Reliquie Napoleons I. Keiner kann sich rühmen, ein echter Bayer zu sein, wenn er nicht an diesem Quell der reinsten Labnng geschöpft und den bayerischen Nektar öekostet hat. jpentsdjel u, Märkel und Grube. 5. Die Lechebene und ihre Bewohner. Überschreitet man zwischen den Mündungen der Jller und des Inn die Donan, so betritt man, wie wir schon gesehen, die große bayerisch-schwäbische Hochebene, dies Vorland der südlicher fast plötzlich aufsteigenden Algauer Alpenkette, welche nur kurze Ausläufer nach Norden sendet. Gleich einem ausgebreiteten Fächer, dessen Geäder von Jller. Lech, Isar und Juu uebst einer beträchtlichen Anzahl von Neben- flössen gebildet wird, breitet sich die Hochebene bis zur Donau aus, und während die Quellen der genannten Alpenslüsse nur wenige Meilen von einander entfernt liegen, laufen ihre Mündungen gegen 40 Meilen auseinander, und die Donau bildet den Kreisbogen dieses Fächers. Auf der Hochebene selbst sind zahlreiche Seen, Weiher, unabsehbare Moore und Pußteu zerstreut. Nur unbedeutende Hügelketten teilen die Flußgebiete der vier Ströme, die Meiumiuger Ebene, das Lechfeld, die Ebene vou Dachau und München, und endlich die von Braunau und Bvckmg. Östlich vom Lech ist die Gegeud am unfruchtbarsten: es ist Heide mit grobem Geröll gefüllt und nur streckenweise mit Föhren und Birkenwald besetzt, wogegen die Eiche ganz fehlt und die Buche nur selten in unbedeutenden Gruppeu auftritt. Die Eisenbahn verlangte daher bei ihrer Anlage wenig Durchstiche, aber desto mehr Dämme und Wasserbauten. Auf einer Länge von acht Meilen berührt sie nur wenige ärmliche Dörfer und zwei bis drei Flecken. Auf jeder Station rufen die Schaffner: „Nur eine Minute Aufenthalt!" Ein Briefbeutel fliegt hineilt, ein anderer wird herausgeworfen, und der Zug gehl brausend weiter, denn niemand stieg ein oder aus, kaum daß mau von den an den Haltepuukteu laut schreieudeu Weibern ein hart gesotttenes Ei oder im Sommer ein Körbchen Erdbeeren kaufen konnte. Der Mensch siedelte sich mehr an dem Rande der Flüsse und Bäche an.
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