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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 213

1890 - Gotha : Behrend
Die süddeutschen Stämme. 213 trinker des Reichs. Ihre oft etwas materiell-gewichtige Außenseite birgt aber Drolligkeit und Humor. Sailenspiel, Klang und Sang, Tanz und Sprung der Beine und der Herzen ist allgemein. Wer kennt nicht die „Schnadahüpfle" ? Wer aber hat nicht gehört auch von dem grimmigen Zorn, der Berserkerwut des bayerischen Natursohnes, der nur zu oft mit blutigen Schlügereien seine lärmenden Gelage endet? Kühnheit, Wag- nis auf der Jagd in seinen Bergen ist sein Element. Der bayerische „Hiesel", von dem spottende Nachbarn reden, bietet zwar der Neckerei eine sehr breite Grundlage, ist aber im innersten Kern eine echt deutsche treffliche Natur. Fest beharrend beim Alten, ist er der katholischen Priesterschaft ergeben, religiös, aber auch bigott abergläubisch und langsamer empfänglich für geistigen Fortschritt. „Die Bayern sind ein gut römisch andächtig Volk", sagt schon Sebastian Franck, „das gern wallet und wie man mit ihnen scherzt, ehe zu Mitternacht in die Kirchen steigt, ehe es daraus blieb." Eine kaum zu erschöpfende Gutmütigkeit und Herzlichkeit sind ihnen im hohen Grade eigen und berühren den Fremden, der nicht bloß oberflächlich ihre Ge- birge durchfliegt, überaus wohlthuend. „Wenn ich viel reisen soll," sagt Martin Luther, „wollte ich nirgenwo lieber denn durch Schwaben und Bayerlaud ziehen; denn sie sind freundlich und gutwillig, herber- gen gerne, gehen den Wanderleuten entgegen und thun ihnen gute Aus- richtung um ihr Geld. Sachsen ist gar unfreundlich und unhöf- lich, da schiebt der Bauer das Fenster auf und weist den um Obdach bittenden Gast ab: „Leve gast, dat wif is nich to huse!" Die Mundart des Bayern ist breiter und näselnder als die schwä- bische und verschluckt viele Laute; die Aussprache langsam und preßt die Laute wie mit Gewalt heraus. Schneller spricht man in den Ge- birgsgegenden, aber ohne daß dadurch der Grundzug des Bayerischen, das Trotzige und Protzige, verwischt würde. Was waars denn ums lebn ohni jagn, koan' kreuzer nit gebet i drum, wo aber a hirscb zun der d'erfragn, wo's gambsein geit (gießt), da reifsts mi mm. Ja 's jagn dees is mei verlanga, ho 's zeiti scho' mögn a'fanga, ba bo! und mei g'führigi bix, und i sag halt, da drüber gebt nix. Thäats bocka bei dien dl und kartn, thäats tanzn und kegln grad gnua, will lieber an hirscbn d'erwatn und birscbn drauf spat oder frua. Dahoamtn da mag i nit bleibn, will draufsen mi umanand treibn, mei musi' san d' vögerln in wald, und die macba auf, wie'a ma' gefallt. Steig auffi, steig abi, steig eini, a gambs is a steigerei wert, a gambs is gar flücbri und schleuni, und leicbt gebt der handl verkehrt.
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