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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 226

1890 - Gotha : Behrend
226 Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften. im Schwarzen Grunde bei Pob^rshau*) oder der Roten Weißeritz int Rabenauer Grunde. Obgleich ein größerer Fluß dem Erzgebirge fehlt, so besitzt es doch einen großen Reichtum schäumender Flüsse und Bäche, die mit wenigen Ausnahmen nach Norden stießen. Wer mag sie alle zählen, die kleinen moosigen Quellen, die oben auf den vom Tau des Himmels getränkten Höhen ihren Ursprung haben, einander von allen Seiten zueilen und die Wohlthat eiues vortrefflichen Trinkwassers spenden, Wiesen und Felder befruchten und deu Gewerbebetrieb wesent- lich befördern! Diese überaus reiche Bewässerung und die großen Waldbestände in Verbindung mit der bedeutenden Bodenerhebung bewirken es aber, daß das Klima in den höchsten Regionen — aber auch nur da — wesent- lich ungünstiger ist als in den tiefergelegnen Gegenden unseres Vater- landes. Charakteristisch ist die späte Eiukehr des Frühlings. Da kommt es denn nicht selten vor, daß die Natur uoch unter dem Eis- und Schneekleide dez Winters starrt, während sie oft in den nahegelegnen Thälern schon im schönsten Schmucke des Frühlings prankt. Aber je länger er verzieht, desto freudiger wird er empfangen. „Spät kommst du, doch du kommst auf unsre Höhen, Nachdem du unten längst schon heimisch bist. Sei uns gegrüßt mit deinem warmen Wehen, Mit deinen Blüten, die du wachgeküßt!" Und wer möchte sie zählen, alle die Gräser und Kräuter und Bäume, welche dann schnell und kräftig ihre Knospen und Blüten treiben! Denn das Erzgebirge ist durchaus uicht so stiefmütterlich be- dacht, als man anzunehmen geneigt ist. Die Beschaffenheit des Bodens (Gn eis, Granit und Glimmerschiefer sind die vorherrschen- den Gesteine) ist einer lohnenden Landwirtschaft durchaus uicht un- günstig und wäre bei der Regsamkeit der Bewohner und bei den mannigfachen unterirdischen Bodenschätzen, die dem Gebirge den Namen gegeben haben, wohl im stände, die Bewohner hinreichend zu ernähren, wenn das Erzgebirge nicht fast übervölkert wäre. Das Erzgebirge ist ja das bevölkert st egebirgedeutschlauds; mindestens die Hülste der sämtlichen Bewohner Sachsens gehören ihm an. Weit über 12 000 Menschen kommen auf eine Quadratmeile, in der mittler» Zoue sogar über 20 000. — Eine höchst interessante Erscheinung bietet uns dieses Gebirge in Bezug aus feine Bevölkerung. Da die Slaven, die frühern Besitzer sächsischer Lande, sich nicht in das damals noch unheimliche Waldgebirge wagten, sondern sich nur an dem Saume desselben ansiedelten, so erfreut uns im Erzgebirge, besonders in seinem obersten Teile, der Anblick eines zwar mannigfaltig zusammenge- setzten, aber völlig ungemischten deutsche» Stammes, der bei unverkennbarem Gepräge germanischen Körperbaues durch deutsche Ur- sprüuglichkeit, durch Geradheit und Offenherzigkeit, durch Arbeitsamkeit und Geschicklichkeit, durch Genügsamkeit und *) Pobershau — Dorf zwischen Zöblitz und Marienberg.
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