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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 230

1890 - Gotha : Behrend
230 Bilder aus den mitteldeutschen Gebirgslandschaften, zurückhält. Die erkalteten Massen versieht man alsdann mit „Zu- schlagen" (Kalk, Schwerspat, Flußspat n. s. w.) und setzt sie der Glut des Hohofens aus. Überhaupt kommt es bei der ganzen Behandlungs- weise der Erzmasseu darauf au, dem Silber nach und nach die mit ihm verbundenen Metalle zu entziehen. Bis zum letzten Augenblick aber bleibt mit dem Silber das Blei verbunden, das man dnrch Hitze und Luftzug iu Oxyd überzuführen sucht. Wenn nun das letzte Häutcheu Bleiglätte von der geschmolzenen Silbermasse durch Abstreiche» entfernt worden ist, dann kommt der Silberspiegel rein und glänzend zum Vor- schein. Auch das wenige Gold, welches im Silber enthalten ist, wird ausgeschieden. Aus dem Schwefeldampf stellt mau Schwefelsäure her, die in sehr teuren Platinkesseln erst gekocht werden muß. Beim Ab- ziehen des Arsendampfes bleibt in den betreffenden Kanälen ein weißes Mehl zurück, welches zu weißem Arsenglas umgeschmolzen wird. Außer- dem gewinnt man noch Zink, Wismut, Kupfervitriol und Eisenvitriol aus den Erzen. In den beiden fiskalischen Hütten Muldenhütten und Halsbrücke) sind über 1200 Arbeiter beschäftigt. Im Jahre 1880 betrug die Ausbeute an Silber gegen 45 000 kg oder 7 Mill. Mark, an Bleiprodukten und Bleifabrikaten 2 Mill. Mark. Der Bergmann arbeitet nach Schickten von je 8 Stunden und bekommt für jede Schicht 1 Mark. Um seinen geringen Verdienst etwas zu steigern, übernimmt er überzählige Schichten. In seiner freien Zeit sehen wir ihn Schachteln, Körbe, Siebe herstellen, seltene Gesteine oder medizinische Kräuter und Wurzeln sammeln, Spitzen klöppeln u. dergl. Auch Frauen und Kinder sind mit thätig und suchen sich durch Spitzen- klöppeln oder Strohflechten einige Groschen zu verdienen. Ein junger Mensch, der Bergmauu werdeu will, hat natürlich erst untergeordnete Arbeiten zu verrichten und muß z. B. bei der Zerkleinerung und Weg- räumung der Erze, bei der Fortschaffuug des tauben Gesteins nach der Halde oder bei den Arbeiten im Pochwerke seine Dienste leisten. Erst als Berghäuer oder Bergknecht darf er mit seinen Werkzeugen den Fels- und Erzmassen selbst zu Leibe gehen und ist erst eigentlicher Bergmann geworden, wenn er es zum Doppelhäuer oder Kuappeu gebracht hat. Ein Bergarbeiter, der die königliche „Bergschnle" besucht hat, kauu bis zur Stellung eines Unterbeamten gelangen und selbst Obersteiger werden; für jeden Oberbeamten aber find'studien an der „Bergakademie" nn- erläßlich. Die Beschäftigung des Bergmanns ist anstrengend und bietet nur wenig Abwechselung. Ernst und schweigsam arbeitet er beim Scheine seiner trübeu Lampe. Eiue Pause tritt nur ein, wenn er seinen schwarzen Kaffee trinkt und dazu das mitgebrachte Stück trocknen Brotes verzehrt. Durch seinen Beruf selbst wird der Bergmann ans ein höheres Wesen, das den Menschen „wider alle Fährlichkeil beschirmet", hin- gewiesen. Vor einer Schicht versammeln sich daher immer die betreffen- den Bergleute erst im Zechenhause, um ihr Werk mit Gesang und Gebet zu beginnen. Der Glaube an Berggeister, Zwerge und Kobolde, die den Grubenarbeiter zu ängstigen suchen und ihn nur selteu auf verborgene Adern aufmerksam macheu, ist bei dem Bergmann nicht ganz auszurotten.
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