1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder ans d?n rn'tteldeutschen Gebirgslandschaften,
Basalt; ringsum breitet sich ein reizendes Gemälde aus von Städten,
Dörfern, Bergen und Auen, durch welches die Elbe ihre Fluten
schlängelt; bis in die Gegend von Dresden läßt sie sich verfolgen. In
nebliger Ferne schimmert der Colmberg bei Oschatz hervor. Auf der
entgegengesetzten Seite übersieht man einen Teil von Böhmen in einer
unabsehbaren Kette von Bergen, die sich immer höher und höher über-
einander auftürmen, bis zu der Tafelfichte und den Höhen des Riesen-
gebirges. Über den Kleinen Winterberg und durch den Habichtsgrund
gelangt man zum Kuh stall, eiuem Felsenthore, das auf den Haus-
berg aufgesetzt ist. Der Eingang vom Kirnitzschthale her hat 6 m Höhe
und 9 m Breite, das Innere aber wird weiter, so daß die jenseitige
Öffnung 25 m Höhe und 23 m Breite hat; hier stürzt sich die
fchroffe Wand senkrecht in den furchtbaren, tiefen Habichtsgrund hinab.
In einer Schlinge, welche die Elbe gegen Westen macht, erhebt
sich der Lilienstein, der auffälligste unter sechzehn isolierten und senk-
recht abgeschnittenen Tafelbergen. 411 m, eine gewattige Sandsteinmasse,
die oben eine geräumige, mit Fichten, Gebüsch und Heidekraut bewachsene
Fläche bildet. Am untern Ende der Schlinge mündet der Grünbach;
er durchströmt den Amselgrnnd und bildet einen Fall, der freilich nur
durch Aufstauung des Wassers eiue minutenlange Mächtigkeit gewinnt.
Stromabwärts tritt hart an den Fluß die Bastei heran, 210 m über
dem Flusse und 300 m über dem Meere. Der mit eisernem Geländer
umgebene Vorsprung von etwa 3 m Breite bildet eine Felsenkanzel,
auf welcher sich eine überraschende, unbeschreiblich schöne Aussicht auf-
thut. Vor sich sieht man den Lilienstein und seinen am linken Ufer
stehenden Nachbar, den Königstein; wie eine uuersteigliche Wand schließt
im Süden das Erzgebirge den Horizont, und zu deu Füßen erscheint in
der Tiefe die Elbe, von lachenden Wiesen und Dörfern, die aus Obst-
Hainen hervorblicken, eingefaßt; zur Rechten sieht man das romantisch
gelegene Städtchen Wehlen mit seiner ehrwürdigen Nnine, zur Linken
Rathen und die Felsenburg Neurathen, die durch einen gegen 200 in
tiefen Abgrund, die Vogeltelle, von der Bastei getrennt wird. Größere
und kleinere Felsen und Bergklippen ragen auf, wie der Zschirnstein
(562 m), der Große Winterberg und hinter diesem die blanen Spitzen
der böhmischen Gebirge. Auf der entgegengesetzten Seite erscheint in
blauer Ferne die Gegend von Dresden. Von der Bastei steigt man
nordöstlich in den Uttewalder Grund, der unter allen Gründen den
Preis verdient. An der nördlichen Grenze bildet die Wesenitz den Liebe-
thaler Grund, „die Vorhalle der Sächsischen Schweizmit der maleri-
schen Lochmühle.
Auf dem linken Elbufer erhebt sich wie ein Riesengrab der Schnee-
berg, 724 m. Auf seinem Fuße und unteren Hange wird Ackerbau
getrieben, der obere Teil ist ganz bewaldet. Sein Plateau ist ungefähr
% Stuude laug, 10 Minuten breit; die Umschau von seinem Anssichts-
türme lohut reichlich die Mühe des Ersteigens. Gegen Norden sieht
man einen großen Teil von Sachsen, den Königstein, Lilienstein, Pfaffen-
stein und Sonnenstein, gegen Osten über Böhmen hinweg bis an das