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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 243

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 243 Um das Jahr 1015 als urbs Lipzi d. h. befestigte Burg von Thietmar zuerst erwähnt, gewann Leipzig größere Bedeutung, als Kon- rad von Wettin (1134) es an sein Hans brachte und lombardische Kaufleute zur Ansiedelung bewog. Unter seinem Nachfolger, Otto dem Reichen (1156—89), schon ein aufblühender Ort von fünf bis sechs tausend Einwohnern, durch Mauern und Gräben geschützt, wurde es mit einem sich auf eine Meile erstreckenden Marftbann begabt und er- hielt jene beiden Hauptmärkte zu Jubilate und Michaelis, die die Grund- läge seiner Handelsgröße werden sollten. Zu einer Zeit, wo die deutschen Städte mächtig aufblühten, erstarkte so auch in Leipzig die Bürgerschaft und gelangte bald zu solchem Selbstgefühl, daß sie ihrem Laudesherrn zu trotzen wagte. Mochte auch der Markgraf Dietrich (1218), um die ihm feindlich gesinnten Bürger im Zaum zu halten, die Stadtmauern schleifen lassen und drei seste Schlösser anlegen, von denen sich die Pleißenburg, wenn auch in gänzlich veränderter Gestalt, erhalten hat, seine Nachfolger fuhren fort, die Stadt in jeder Weise zu begünstigen. Nachdem sich die Leipziger Kaufleute zu einer Gilde zusammengeschlossen und die Zünfte sich mehr und mehr entwickelt hatten, bedurfte es nur weniger Jahrzehnte, um das deutsche Bürgertum in der alten slavischen Ansiedelung zur herrschenden Macht zu machen und die deutsche Sprache zu der allein gültigen bei Bekanntmachungen der städtischen Behörden zu erheben (1328). So war das deutsche Leipzig mit seiner wohlhabenden Bürgerschaft auch fähig geworden, die aus Prag auswandernden deutschen Professoren und Studenten in seine Mauern aufzunehmen (4. Dezember 1409) und damit einer der ältesten Universitäten des heutigen Reiches einen will- kommenen Sitz zu gewähren. Bald mit einem Freiheitsbrief für alle fremden Händler ausgerüstet, durch Kurfürst Friedrich Iii. 1458 mit einem dritten Markt, dem sogenannten Neujahrsmarkt, begabt, wußte Leipzig in den Jahren 1497 und 1507 auch die kaiserliche Bestätigung seiner Märkte zu erlangen, wodurch dieselben als eigentliche Messen anerkannt wurden. Maximilians I. Privilegium, wonach im Umkreis von 15 Meilen kein Jahrmarkt, keine Messe oder Niederlage gehalten werden, Käufer und Verkäufer unter kaiserlichem Geleite stehen und bei Strafe der Acht in ihren Geschäften nicht gestört werden sollten, und jede Stadt, die den Freiheiten Leipzigs zu nahe trete, mit einer Strafe von fünfzig Mark Silbers bedroht wurde, begründete jene wichtige Niederlags- und Stapelgerechtigkeit, die die Stadt mit bewnnderungö- würdiger Energie und Umsicht trotz Krieg, Aufständen und Seuchen sich zu wahren gesucht und bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts herab gegen mehr als vierzig Nebenbuhlerinnen meist mit Glück ver- teidigt hat. Im Besitz seiner Messen und seiner Universität, den Grundlagen seines Bestehens, schien Leipzig nur zum Wohnsitz des Friedens be- stimmt zu sein. Und doch schwebt seit alter Zeit über ihm ein Schatten, wie ein boshaftes Angebinde, welches eine böse Fee ihm in die Wiege gelegt. Wie friedlich und lachend die Stadt im Lande liegt, sie gilt 16*
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