1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Leipzig.
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Um das Jahr 1015 als urbs Lipzi d. h. befestigte Burg von
Thietmar zuerst erwähnt, gewann Leipzig größere Bedeutung, als Kon-
rad von Wettin (1134) es an sein Hans brachte und lombardische
Kaufleute zur Ansiedelung bewog. Unter seinem Nachfolger, Otto dem
Reichen (1156—89), schon ein aufblühender Ort von fünf bis sechs
tausend Einwohnern, durch Mauern und Gräben geschützt, wurde es
mit einem sich auf eine Meile erstreckenden Marftbann begabt und er-
hielt jene beiden Hauptmärkte zu Jubilate und Michaelis, die die Grund-
läge seiner Handelsgröße werden sollten. Zu einer Zeit, wo die deutschen
Städte mächtig aufblühten, erstarkte so auch in Leipzig die Bürgerschaft
und gelangte bald zu solchem Selbstgefühl, daß sie ihrem Laudesherrn
zu trotzen wagte. Mochte auch der Markgraf Dietrich (1218), um die
ihm feindlich gesinnten Bürger im Zaum zu halten, die Stadtmauern
schleifen lassen und drei seste Schlösser anlegen, von denen sich die
Pleißenburg, wenn auch in gänzlich veränderter Gestalt, erhalten hat,
seine Nachfolger fuhren fort, die Stadt in jeder Weise zu begünstigen.
Nachdem sich die Leipziger Kaufleute zu einer Gilde zusammengeschlossen
und die Zünfte sich mehr und mehr entwickelt hatten, bedurfte es nur
weniger Jahrzehnte, um das deutsche Bürgertum in der alten slavischen
Ansiedelung zur herrschenden Macht zu machen und die deutsche Sprache
zu der allein gültigen bei Bekanntmachungen der städtischen Behörden
zu erheben (1328).
So war das deutsche Leipzig mit seiner wohlhabenden Bürgerschaft
auch fähig geworden, die aus Prag auswandernden deutschen Professoren
und Studenten in seine Mauern aufzunehmen (4. Dezember 1409) und
damit einer der ältesten Universitäten des heutigen Reiches einen will-
kommenen Sitz zu gewähren. Bald mit einem Freiheitsbrief für alle
fremden Händler ausgerüstet, durch Kurfürst Friedrich Iii. 1458 mit
einem dritten Markt, dem sogenannten Neujahrsmarkt, begabt, wußte
Leipzig in den Jahren 1497 und 1507 auch die kaiserliche Bestätigung
seiner Märkte zu erlangen, wodurch dieselben als eigentliche Messen
anerkannt wurden. Maximilians I. Privilegium, wonach im Umkreis
von 15 Meilen kein Jahrmarkt, keine Messe oder Niederlage gehalten
werden, Käufer und Verkäufer unter kaiserlichem Geleite stehen und bei
Strafe der Acht in ihren Geschäften nicht gestört werden sollten, und
jede Stadt, die den Freiheiten Leipzigs zu nahe trete, mit einer Strafe
von fünfzig Mark Silbers bedroht wurde, begründete jene wichtige
Niederlags- und Stapelgerechtigkeit, die die Stadt mit bewnnderungö-
würdiger Energie und Umsicht trotz Krieg, Aufständen und Seuchen
sich zu wahren gesucht und bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts
herab gegen mehr als vierzig Nebenbuhlerinnen meist mit Glück ver-
teidigt hat.
Im Besitz seiner Messen und seiner Universität, den Grundlagen
seines Bestehens, schien Leipzig nur zum Wohnsitz des Friedens be-
stimmt zu sein. Und doch schwebt seit alter Zeit über ihm ein Schatten,
wie ein boshaftes Angebinde, welches eine böse Fee ihm in die Wiege
gelegt. Wie friedlich und lachend die Stadt im Lande liegt, sie gilt
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