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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 247

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 247 grund treten ließ. Als gefälliges Mittelglied zwischen Stadt und Vorstädten bildete sich die Promenade. Wie die Aufhebung der Thorsperre den Verkehr im Innern der Stadt hob, so wurde der Eintritt in den deutschen Zollverein (1. Januar 1834) zu einem Akt der fröhlichen Wiedergeburt des Leipziger Handels und Gewerbes. Von der Zunahme des Unter- nehmuugsgeistes und des Wohlstandes zeugten hauptsächlich die rasch und stolz sich erhebenden Neubauten, worin Stadtbehörden, Universität und Private miteinander wetteiferten. So war der Gang des Fort- schritts schon lebhaft, als die Dampfkraft mit dem Bau von Eisen- bahnen demselben einen mächtigeren und über alle Erwartung folge- reichen Anstoß gab. Die Eröffnung der Leipzig-Dresdener Bahn, der ersten größeren Deutschlands (1839), bezeichnet eine neue Periode in der Entwicklung Leipzigs, denn seitdem hat sich die anziehende Kraft des Handelsplatzes immer mehr bewährt und bis in unser Zeitalter hinein stetig größere Stärke gewonnen, wo er einer der wichtigsten Knotenpunkte des sich entwickelnden deutschen Eisenbahnnetzes geworden ist und die zu frischem Leben erblühten wissenschaftlichen Institute ihm einen neuen Glanz verliehen haben. Wenn Leipzig aber neuerdings viele andere deutsche Großstädte überflügelt hat, so ist dies besonders dem Umstände zuzuschreiben, daß es im neuen deutschen Reich die Rolle zu erfüllen hat, die einst Frankfurt a. M. oblag. Sie ist gleich- fam zweite Hauptstadt des Bundesstaates und verdankt die Verlegung wichtiger Bundesbehörden wie des Reichsgerichts hierher der geringen Neigung der Deutschen für Zentralisation. 2. Die innere Stadt ans dem rechten Ufer der Pleiße mit ihren viel- stöckigen, untereinander ziemlich gleichen Gebäuden bietet ein Bild bürger- licher Wohlhabenheit des 17. und 18. Jahrhunderts. Ihren Mittel- Punkt bildet der Marktplatz, der. auf drei Seiten von hohen, altertüm- liehen, zum Teil im Renaissancestil erbauten Privathäuseru eingeschlossen, mit seinem Rathaus auf der vierten Seite und dem sogenannten Königshaus der Schauplatz vieler denkwürdiger Ereignisse war. In dem letzteren, früher der Residenz der Landesherrn, wenn sie in Leipzig weilten, feierte jahrelang August der Starke feine berüchtigten Meßfeste und fand 1760 das berühmte Gespräch Friedrichs des Großen mit Gellert statt. Im Erker dieses Hauses war es, wo Napoleon I. von dem Könige von Sachsen Abschied nahm, von wo einige Stunden später der letztere in Gefangenschaft abgeführt ward, wo im Jahre 1820 auch der Sieger von Leipzig, der Fürst Schwarzenberg, sterben sollte. Dem Rathaus gegenüber in der verkehrsreichen grimmaschen Straße mit ihren hübschen Gebäuden liegt das länger als drei Jahrhunderte berühmteste Bürgerhaus der Stadt: Auerbachs Hof, in den Jahren 1530—1538 erbaut, ehedem ein Bazar der reichsstädtischen Handelsherren und als solcher der wichtigste Meßhandelsplatz, durch die an ihm haftende Faust- sage und durch Goethes Faustdichtung weltbekannt. Die in dem Wein-
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