1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Leipzig.
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grund treten ließ. Als gefälliges Mittelglied zwischen Stadt und
Vorstädten bildete sich die Promenade.
Wie die Aufhebung der Thorsperre den Verkehr im Innern der
Stadt hob, so wurde der Eintritt in den deutschen Zollverein
(1. Januar 1834) zu einem Akt der fröhlichen Wiedergeburt des
Leipziger Handels und Gewerbes. Von der Zunahme des Unter-
nehmuugsgeistes und des Wohlstandes zeugten hauptsächlich die rasch
und stolz sich erhebenden Neubauten, worin Stadtbehörden, Universität
und Private miteinander wetteiferten. So war der Gang des Fort-
schritts schon lebhaft, als die Dampfkraft mit dem Bau von Eisen-
bahnen demselben einen mächtigeren und über alle Erwartung folge-
reichen Anstoß gab. Die Eröffnung der Leipzig-Dresdener Bahn, der
ersten größeren Deutschlands (1839), bezeichnet eine neue Periode in
der Entwicklung Leipzigs, denn seitdem hat sich die anziehende Kraft
des Handelsplatzes immer mehr bewährt und bis in unser Zeitalter
hinein stetig größere Stärke gewonnen, wo er einer der wichtigsten
Knotenpunkte des sich entwickelnden deutschen Eisenbahnnetzes geworden
ist und die zu frischem Leben erblühten wissenschaftlichen Institute ihm
einen neuen Glanz verliehen haben. Wenn Leipzig aber neuerdings
viele andere deutsche Großstädte überflügelt hat, so ist dies besonders
dem Umstände zuzuschreiben, daß es im neuen deutschen Reich die
Rolle zu erfüllen hat, die einst Frankfurt a. M. oblag. Sie ist gleich-
fam zweite Hauptstadt des Bundesstaates und verdankt die Verlegung
wichtiger Bundesbehörden wie des Reichsgerichts hierher der geringen
Neigung der Deutschen für Zentralisation.
2.
Die innere Stadt ans dem rechten Ufer der Pleiße mit ihren viel-
stöckigen, untereinander ziemlich gleichen Gebäuden bietet ein Bild bürger-
licher Wohlhabenheit des 17. und 18. Jahrhunderts. Ihren Mittel-
Punkt bildet der Marktplatz, der. auf drei Seiten von hohen, altertüm-
liehen, zum Teil im Renaissancestil erbauten Privathäuseru eingeschlossen,
mit seinem Rathaus auf der vierten Seite und dem sogenannten
Königshaus der Schauplatz vieler denkwürdiger Ereignisse war. In
dem letzteren, früher der Residenz der Landesherrn, wenn sie in Leipzig
weilten, feierte jahrelang August der Starke feine berüchtigten Meßfeste
und fand 1760 das berühmte Gespräch Friedrichs des Großen mit
Gellert statt. Im Erker dieses Hauses war es, wo Napoleon I. von
dem Könige von Sachsen Abschied nahm, von wo einige Stunden später
der letztere in Gefangenschaft abgeführt ward, wo im Jahre 1820 auch
der Sieger von Leipzig, der Fürst Schwarzenberg, sterben sollte. Dem
Rathaus gegenüber in der verkehrsreichen grimmaschen Straße mit ihren
hübschen Gebäuden liegt das länger als drei Jahrhunderte berühmteste
Bürgerhaus der Stadt: Auerbachs Hof, in den Jahren 1530—1538
erbaut, ehedem ein Bazar der reichsstädtischen Handelsherren und als
solcher der wichtigste Meßhandelsplatz, durch die an ihm haftende Faust-
sage und durch Goethes Faustdichtung weltbekannt. Die in dem Wein-