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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 249

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 249 auf der anderen Seite des Platzes die renovierte und mit mächtigen Skulpturwerken gekrönte deutsche Reichspost. Längs der ganzen Süd- und Nordseite zwischen der inneren und äußeren Stadt hat sich so ein landschaftliches Bild gestaltet, welches Leipzig zum größten Schmucke gereicht und in wenig deutschen Städten ein Seitenstück findet. Wer die sorgfältig gepflegten Promenaden be- sucht und weiterhin die Straßen durchwandert, wird zugleich erfreut durch die Pietät, womit das Andenken verdienter Männer, die Er- inuerung an Dichter, Musiker und Gelehrte durch Denkmäler aller Art bewahrt wird. Da steht in der Nähe des Museums das eherne Standhild Thaers 1828), von „den deutschen Landwirten ihrem verehrten Lehrer" errichtet, vor der Thomaskirche das Leibniz-Denkmal, bei dem alten Theater die sitzende Erzfigur des Vaters der Homöopathie, Hahnemann (f 1843), gegenüber dem Dresdener Bahnhof die Marmor- büfte Harkorts, des Hauptbegründers der Leipzig-Dresdener Eisenbahn 1865), und den Platz vor der Johanniskirche, in der Gellert seine Ruhestätte gefunden (s 1769), ziert seit 1883 das Reformatious-Deuk- mal, die Bronzestatuen Luthers und Melanchthons. Auch Samuel Heinicke, dem Begründer des Taubstummeninstituts (f 1790), Gellert, den Musikern Sebastian Bach, Hiller und Zöllner sind Denkmäler er- richtet, und mit Denktafeln geziert sind die Häuser, wo Schiller 1785 und 1789 geweilt, wo Goethe als Stndent gewohnt, wo Richard Wagner geboren und Felix Meudelsfohn-Bartholdy unsterbliche Werke geschaffen. 3. Schon im Anfange des 18. Jahrhunderts konnte Leipzig, so klein es auch war, für die deutsche Litteratur und Bildung doch als die be- deutendste aller deutschen Städte gelten. Als Sitz einer der blühendsten Hochschulen, die damals vor allen übrigen die Studierenden aus den höheren Klaffen an sich zog, als Herd des deutschen Buchhandels und der gelehrten Journalistik und als vornehmster Handelsplatz im Binnenlande, wo die vielseitige Berührung der gebildeteren Stände untereinander und der Verkehr mit den vielen Fremden, die alljährlich mehrmals die Messe dahin führte, die Sitten abschleifen, den Ton der guten Gesellschaft verfeinern und schmeidigen mußten, war diese Stadt zugleich für die Jutereffen der Litteratur und des Lebens ein Einigungspunkt, wie er sich zu jener Zeit nirgend anderswo in Deutsch- laud vorfand. Hier lebte und lehrte Gottsched, der, von der Idee einer deutschen Gesamtlitteratur erfaßt, Zusammenhang und Einheit in dieselbe zu bringen bemüht war, hier wirkte dann Gellert und die Leipziger Dichterschule, hier nahmen unsere großen Dichter zeitweilig ihren Aufenthalt. Alle waren mehr oder weniger von der Universität an- gezogen, die noch heute den Stolz Leipzigs bildet. Seit ihrem Bestehen von den Landesfürsten eifrig gefördert, mit Gebäuden, Besitzungen und Einkünften reich ausgestattet, seit lange schon eine hervorragende Stätte deutscher Wissenschaft, an der Gelehrte wie Reiske, Becker, Hermann, Nitzfch eine neue Blüte des Studiums
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