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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 251

1890 - Gotha : Behrend
Leipzig. 251 gewirkt (1723—1750). Meistens wird man dann eine seiner Herr- lichen Motetten von dem Thomanerchor vortragen hören, der aus Schülern desselben Gymnasiums besteht, an dem Bach als Kantor ge- lehrt. Einen Weltruf haben auch die Konzerte in dem alten Gewand- Hause erlangt, die, am 25. November 1781 von Hiller ins Leben ge- rufen, seitdem einen hervorragenden Einfluß auf die deutsche Musik ausgeübt haben und heute noch die Freude und den Stolz der Stadt bilden. Diejenigen, welche die Zeit von 1835 bis 1841 miterlebt, meinen, daß nirgends und niemals schönere Musik und schönerer Ge- sang erklungen, als in jenen Tagen, da in dem Gewandhaussaale Felix Mendelssohn sich über die unscheinbare Holztafel beugte. Eine große Zahl fremder Schüler sammelte sich damals um den Meister, und die berühmtesten Vertreter der Musik ließen sich in Leipzig sehen und hören. Rietz und der Däne Gade, dazwischen auch Schumann und mancher gastierende Dirigent, darunter hochangesehene Namen, haben bis auf den heutigen Leiter Karl Reinecke herab die Gewand- Hauskonzerte auf ihrer alten Höhe zu halten verstanden, und man begreift nur zu gut, daß die Leipziger sich sträubten, jenen alten Saal ruhmvollen Andenkens zu schließen und in ein neues prunkvolles Konzerthaus überzusiedeln, das am Ufer der Pleiße errichtet ist. Nicht weniger als die Gewandhauskonzerte strahlt das 1843 ge- stiftete Konservatorium, an dem Mendelssohn, Hauptmann, Schumann, Zöllner, Moscheles u. a. gewirkt, seinen Glanz über alle Laude und blüht noch heute zum Ruhme seines Stifters als echte und rechte Pflanzschule der Tonkunst, als eine Musteranstalt musikalischer Bildung. Neben diesen beiden hervorragenden Instituten hat die wachsende Fülle von Musikfreunden eine zweite Konzertanstalt in der „Euterpe" und eine ansehnliche Zahl reichbesetzter Vereine für Jnstru- mentalmusik an Stelle der vormaligen Stadtpfeiferzunft erstehen lassen. Für,den Gesang glänzt unter allen Vereinen der seit 1822 bestehende Paulinerverein; über Leipzig hinaus hat auch der große Zöllnerbund Ruf erlangt und der Kirchengesang in dem Riedelschen Verein ein preiswürdiges Organ gewonnen. Mit Recht rühmt man Leipzig nach, daß es mit bürgerlicher Ein- fachheit den Sinn für äußere Eleganz und Schönheit zu verbinden verstanden; aber weit mehr gereicht zu seinem Ruhme, daß in ihm die gelehrte Forschung mit der Praxis eines regen Fabriklebens, der musi- kalifche Sinn mit dem kaufmännischen Handelsgeist zu einer glücklichen Einheit vereinigt erscheint. Leipzig ist der ständige Kaufladen für Sachsens Industrie, der große Geschäfts- und Handelsplatz der Monarchie. Den vorwiegend merkantilen und gewerblichen Charakter verdankt es vornehmlich seinen alten Messen, die es zu einem Platz von universeller Bedeutung für die Handelswelt gemacht haben. Indessen haben die Messen in den letzten Decennien merklich eingebüßt, nachdem sie schon seit Beginn des Eisenbahnverkehrs allmählich um das Ansehen eines Zentrali-
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