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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 273

1890 - Gotha : Behrend
Thüringen und seine Bewohner, 273 3. Sämtliche kleinen thüringischen Residenzen sind seit geraumer Zeit Pflanzstätten der Kultur. Jede dieser Residenzen hat ihre Wissenschaft- lichen Anstalten, ihre Bibliothek, ihr Kunst- und Naturalienkabinett, ihr Theater, höheren Anforderungen der Architektur entsprechende Gebäude und Ziergärten. Die Bibliotheken von Gotha und Weimar gehören zu den größten in Deutschland, die Kupferstichsammlung in Koburg und das Münz- kabinett in Gotha zu den bedeutendsten, welche existieren. Noch leuchtet die Zeit, wo Weimar der Mittelpunkt der deutschen Poesie, das Mekka des guten Geschmacks war, hell in die Gegenwart herein. Zwar blickten Wieland und Herder, Schiller und Goethe stets weiter als Thüringens Berge, und ihr Ruhm und ihre Wirkung löst sich mehr und mehr von dem Orte ihres Weilens ab; allein die Thatsache ist nicht zu schmälern, daß das kleine Weimar erfüllte, was Deutschlands größte Städte ver- säumten, und daß der dortige Musenhof den Schöpfern unserer Litteratur die heitere Muße sür ihre Geistesarbeit gewährte, womit sie der deutschen Sprache das Herz unseres Volkes eroberten und diesem unserm Volke die Ansänge aller höheren Richtungen zeigten, worin es seine Aufgabe zu setzen hat. Auch gegenwärtig noch werden in Thüringen Kunst und Wissenschaften von den Fürsten mit Liberalität, von den Bewohnern mit Eifer gepflegt. Auch gegenwärtig nehmen die typo- graphischen Anstalten von Gotha, Hildburghausen und Weimar einen hervorragenden Platz ein. Aus Tradition nimmt der weimarische Hof fortwährend an Kunst und Wissenschaft das lebhafteste Jntereffe, und der Herzog von Koburg-Gotha läßt nicht leicht einen Zweig höherer Geistesarbeit ohne Aufmunterung und Unterstützung. Weimar, schon im 10. Jahrhundert erwähnt, bis 1342 Sitz be- sonderer Grafen, liegt am linken Ufer der Ilm; links hebt sich der Thal- rand allmählich znm Ettersberge, rechts zum Berglande von Berka. Der Schloßturm und der Turm der Hauptkirche bezeichnen die im Grunde gelagerte Stadt. Weimar ist die Dichterstadt. Die „Fruchtbringende Gesellschaft" ward 1618 in Weimar gestiftet. Die Erinnerungen an die Heroen unserer neueren Literatur zieheu vor allen, anderen den Fremden an. Weil aber Schiller's Wort: „Es soll der Dichter mit dem König gehen, sie beide wohnen auf der Menschheit Höhen" nirgends schöner erfüllt ist als in Weimar, so sind die Erinnerungen an die Landesfürsten und die Fürsten im Reiche des Geistes unzertrennbar mit einander verflochten — vom Fürstenschlosse bis zur Fürstengruft. Und die Gegenwart ist der großen Vergangenheit nicht unwert. Weimar erfreut sich noch immer eines kunstsinnigen Hofes und vieler Dichter und Schriftsteller. Im Jahre 1863 hat sich ein besonderer Verein für Kunst und Wissen- schast gebildet. An der Ilm, am Paradeplatze, steht das großherzogliche Residenz- schloß, 1790 bis 1803 unter Goethes gutachtlicher Leitung aufgeführt. Im Bernhardszimmer ist die Rüstung Herzog Bernhards des Helden Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 18
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