1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
29 6 Bilder aus dem norddeutschen Gebirgslande.
wurden zu Gefangenen gemacht. Merode selbst starb an seinen im
Kampfe erhaltenen Wunden. Hameln mußte kapitulieren.
Vom Süutelturm führt eine kurze Wanderung in erquickendem
Waldesschatten immer auf der Greuze zwischen Hannover und Hessen
nach dem vielbesuchten Hohenstein, der durch tiefe, senkrechte Klüfte
zerrissen, in steilen Wänden zu den bewaldeten Vorhöhen abfällt. Ein
vorspringender mächtiger Felsen mit weiter Umschau in das Weserthal
hinein wird noch heute der Altar genannt, und in der That ist es
sehr wahrscheinlich, daß an diesem wilden Orte unsere Vorsahren ihre
Opfer darbrachten. Eine weitere Wanderung auf dem Gebirge, berg-
auf und bergab, über die dnrch tiefe Einschnitte voneinander getrennten
Berge und Bergrücken führt uns in schaumburg-lippesches und west-
sälisches Gebiet hinein. Sie bietet bis zur Porta des Schönen noch
gar viel: den Langenfelder Wasserfall, den auf hohem Bergrücken
liegenden Gasthof Paschenburg, die anmutig gelegene Arensburg, das
Schwefelbad Eilsen, den schönbewaldeten Harrl mit vielen parkähnlichen
Spazierwegen und dem bedeutend emporragenden Jdaturm und viele
andere besnchenswerte Aussichtspunkte und lauschige Waldthäler. Auch
läßt sich von hier leicht ein Abstecher nach dem mächtigen Gebirgs-
rücken der Bückeberge machen, welcher von Ost nach West ohne Ein-
senkung verlaufend die hannoverschen Kohlengebirge nach Norden
hin abschließt, selbst noch wieder bedeutende Kohlenbergwerke, Glas-
Hütten und Steinbrüche bietend. Aber wir müssen hier unsere
Wanderung durch das Bergland der Weser beschließen. Mit einer
Umschau von dem Turme des den einen Pfeiler der Porta bildenden
Wittekindsberges, der uns noch einmal einen prächtig schönen Überblick
über das zuletzt durchwanderte Gebiet, zugleich aber einen ungemessenen
Blick in das nördlich sich ausdehnende Flachland eröffnet, nehmen wir
von dem schönen Weserbergland Abschied. E. Görges.
2. Die Porta Westfalica.
Die Porta Westfalica, wie seit etwa 200 Jahren das hohe breite
Bergthor des Enggangs der Weser in die weite offene Welt der nord-
deutschen Tiefebene genannt wird, ist in den Umrissen ihrer Gestaltung
und in ihrer Position eine so eigentümliche Erscheinung unter den
Gebirgspforten, daß sie ziemlich einzig in ihrer Art dasteht und in ganz
Europa nicht völlig ihresgleichen hat. Wohl finden wir anderswo wie
im Schweizer Jura sogenannte „Klüsen", Durchbrüche und Auslässe
von Seen und Flüssen, aber sie sind sehr enge, oft nur schluchtartig
und von kleinen, meist wilden Bergslüssen durchsetzt. Umsonst suchen
wir daselbst den Durchbruch des Gebirges durch einen großen, schiff-
baren Strom, umsonst eine Kluse, die so ganz bis auf den Boden
durchschnitten, so breit geweitet und so glatt und schön ausgeebnet
wäre, wie die Porta Westfalica.
Wahrscheinlich war die Pforte anfänglich, als die Weser ihre
Arbeit innerhalb des Thores begann, noch bedeutend enger und rauher