1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Teutoburger Wald.
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Waldes; sie scheinen in die Reihe der an manchen Orten Niederdeutsch-
lands bis zur Meeresküste sich findenden Befestigungen zu gehören, die
man neuerdings mit dem Namen „Bauernburgen" zu bezeichnen pflegt.
Hier auf der Grotenbnrg kommt indes noch hinzu, daß dieselbe zwei
derartige Anlagen trügt, von denen die eine sich förmlich wie ein
Außenwerk zu der andern verhält.
Wer kennt nicht das „Hermannsdenkmal", das seit dem Jahre
1875 in schöner Vollendung die Grotenburg ziert? wer nicht den
Namen des Meisters Josef Ernst von Bändel aus Ansbach, der mit
deutschem Idealismus und germanischer Zähigkeit als Mann und Greis
durchgeführt, was er sich als Knabe vorgesetzt? Die Geschichte des
Hermannsdenkmals ist die Geschichte eines mühseligen, stetigen, heißen
Kampfes gegen alle Widerwärtigkeiten des Geschicks, gegen Unverstand,
Mißgunst und allmählich eingerissene Lauheit für die anfänglich mit
großer Begeisterung aufgenommene Sache. Aber Bändels Mut, der ihn
1837 zuerst die unwegsamen Scheitel des Teutberges erklettern ließ,
nm nach einem geeigneten Punkte für das Denkmal zu suchen, war un-
erschütterlich; seine Hand, die in den ersten Tagen des Jahres 1838
auf der damals wild mit jungen Tannen bewachsenen Kuppe der
Grotenburg eine Stange mit einem Fähnlein aufpflanzte, erlahmte nicht.
Am 18. Oktober 1838 ward der Grundstein zu dem Denkmal gelegt; am
17. Juni 1846 war der kolossale Unterbau des gigantischen Werkes vollendet,
bis auf den Raum, der zum Aufsteigen und zur Befestigung des Stand-
bildes nötig ist, massiv aus ungeheuren, dem Teutberge selbst entnommenen
Quadern wie für die Ewigkeit erbaut. Erst dann vermochte der Meister
die zur Ausführung der Arminiusstatue in kolossalen Dimensionen
nötigen Vorarbeiten in Angriff zu nehmen, die er im Jahre 1852
vollendete. Es konnte nicht die Aufgabe für plastische Kunst sein, eine
Statue Armins in persönlicher Ähnlichkeit zu bilden; nicht sowohl die
Person des Eheruskersürsteu, als vielmehr dessen Schwerterhebung sollte
dargestellt werden, an die sich die Idee deutschen Bewußtseins, deutscher
Kraft, deutschen Mutes und deutscher Einigkeit knüpft. In jugendlicher
Frische, im Siegesstolze steht er jetzt da, das freie Schwert in kräftiger
Faust hoch emporgehoben, zu wuchtigem Schlage bereit, ein Sinnbild
unserer ewig jungen Stärke, auf den mächtigen Schild gestützt, die
Zeichen der Fremdherrschaft glorreich unter die Füße tretend, weit-
schauend ins freie Vaterland, von fernher sichtbar, hinweisend zur
Stätte unseres Ruhmes, zur Erkenntnis unserer Macht und Herrlich-
keit. Der Unterbau ist 30 m, das Standbild bis zur Schwertspitze
28 in hoch, das Gewicht der Erzfigur beträgt 1532 Zentner. Die
Kosten des gesamten Werkes belaufen sich auf 270000 Mark. Der
Künstler selbst, der den größen Teil seines eigenen Vermögens seiner
patriotischen Lebensaufgabe geopfert, hat sür seine dreißigjährige mühe-
volle Arbeit keinen Lohn beansprucht.
Zur Rechten des Weges im Schatten der Bäume liegt noch das
Blockhäuschen, in dem Bändel an der Herstellung seines „Hermann"
arbeitete. Wenn der Frühling in die Berge kam, dann stieg auch er
Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 20