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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 305

1890 - Gotha : Behrend
Der Teutoburger Wald. 305 Waldes; sie scheinen in die Reihe der an manchen Orten Niederdeutsch- lands bis zur Meeresküste sich findenden Befestigungen zu gehören, die man neuerdings mit dem Namen „Bauernburgen" zu bezeichnen pflegt. Hier auf der Grotenbnrg kommt indes noch hinzu, daß dieselbe zwei derartige Anlagen trügt, von denen die eine sich förmlich wie ein Außenwerk zu der andern verhält. Wer kennt nicht das „Hermannsdenkmal", das seit dem Jahre 1875 in schöner Vollendung die Grotenburg ziert? wer nicht den Namen des Meisters Josef Ernst von Bändel aus Ansbach, der mit deutschem Idealismus und germanischer Zähigkeit als Mann und Greis durchgeführt, was er sich als Knabe vorgesetzt? Die Geschichte des Hermannsdenkmals ist die Geschichte eines mühseligen, stetigen, heißen Kampfes gegen alle Widerwärtigkeiten des Geschicks, gegen Unverstand, Mißgunst und allmählich eingerissene Lauheit für die anfänglich mit großer Begeisterung aufgenommene Sache. Aber Bändels Mut, der ihn 1837 zuerst die unwegsamen Scheitel des Teutberges erklettern ließ, nm nach einem geeigneten Punkte für das Denkmal zu suchen, war un- erschütterlich; seine Hand, die in den ersten Tagen des Jahres 1838 auf der damals wild mit jungen Tannen bewachsenen Kuppe der Grotenburg eine Stange mit einem Fähnlein aufpflanzte, erlahmte nicht. Am 18. Oktober 1838 ward der Grundstein zu dem Denkmal gelegt; am 17. Juni 1846 war der kolossale Unterbau des gigantischen Werkes vollendet, bis auf den Raum, der zum Aufsteigen und zur Befestigung des Stand- bildes nötig ist, massiv aus ungeheuren, dem Teutberge selbst entnommenen Quadern wie für die Ewigkeit erbaut. Erst dann vermochte der Meister die zur Ausführung der Arminiusstatue in kolossalen Dimensionen nötigen Vorarbeiten in Angriff zu nehmen, die er im Jahre 1852 vollendete. Es konnte nicht die Aufgabe für plastische Kunst sein, eine Statue Armins in persönlicher Ähnlichkeit zu bilden; nicht sowohl die Person des Eheruskersürsteu, als vielmehr dessen Schwerterhebung sollte dargestellt werden, an die sich die Idee deutschen Bewußtseins, deutscher Kraft, deutschen Mutes und deutscher Einigkeit knüpft. In jugendlicher Frische, im Siegesstolze steht er jetzt da, das freie Schwert in kräftiger Faust hoch emporgehoben, zu wuchtigem Schlage bereit, ein Sinnbild unserer ewig jungen Stärke, auf den mächtigen Schild gestützt, die Zeichen der Fremdherrschaft glorreich unter die Füße tretend, weit- schauend ins freie Vaterland, von fernher sichtbar, hinweisend zur Stätte unseres Ruhmes, zur Erkenntnis unserer Macht und Herrlich- keit. Der Unterbau ist 30 m, das Standbild bis zur Schwertspitze 28 in hoch, das Gewicht der Erzfigur beträgt 1532 Zentner. Die Kosten des gesamten Werkes belaufen sich auf 270000 Mark. Der Künstler selbst, der den größen Teil seines eigenen Vermögens seiner patriotischen Lebensaufgabe geopfert, hat sür seine dreißigjährige mühe- volle Arbeit keinen Lohn beansprucht. Zur Rechten des Weges im Schatten der Bäume liegt noch das Blockhäuschen, in dem Bändel an der Herstellung seines „Hermann" arbeitete. Wenn der Frühling in die Berge kam, dann stieg auch er Meyer, Lesebuch der Erdkunde Iii. 20
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