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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 317

1890 - Gotha : Behrend
Bilder aus dem Waldleben des Oberharzes. 317 derselben, längere und kürzere. Andere Stämme werden nicht zerstückt, sie sollen als Schacht- oder als Bau- und Nutzholz Verwendung finden. — Die Stukeuroder, denen der schwerere Teil der Arbeit zufällt, sind einen Hai weiter zurück. Dort ist das Scheit- und Knüppelholz schon zum größten Teil abgefahren, und an seiner Stelle stehen bereits viele geschickt ausgemeterte Stukenbänke. An jenem vor dem Winde etwas geschützten Rande der Hauung, da wo das Feuer qualmt, steht die Bucht oder Köte der Waldarbeiter, mit deren Erbauung die Arbeit auf dem Hai begonnen hat. Viel Kunst und Mühe hat sie nicht erfordert: junge armdicke Fichten sind in Kreisform in den Boden geschlagen, oben zu einem Kegel zusammengebogen, außen mit großen Stücken Baumrinde bekleidet und innen in den Zwischen- räumen mit Moos verstopft. Eine niedrige verschließbare Öffnung dient als Thür und Fenster. In der Mitte der Bucht sind Steine zu einem Feuerherde zusammengelegt, und rings um denselben herum, dicht an der Außenwand, sind breite, niedrige Bänke angebracht. Mit Tannen- hecke, Heidekraut und einigen Moossäcken überdeckt, dienen sie besonders als Schlasstätten — Hier um das knackende und prasselnde Feuer, dessen Rauch vergeblich zu entweichen sich bemüht, lagern sich am Abend die ermüdeten Arbeiter, bereiten sich ihre beliebte Scheibensuppe und schließen ihr Mahl mit einem Stück Brot nebst Wurst und einem Schluck Branntwein. Dann wird das Feuer von neuem geschürt, die Thür verschlossen, und bald verkünden nur noch die Atemzüge der Schlafenden, daß die Waldeinsamkeit nicht völlig ausgestorben ist. „Wir essen ein saures Stück Brot." sagte ein alter Waldarbeiter. Und wer möchtge die Wahrheit dieses Wortes abschwächen, wenn er die Alten unter den Holzfällern, deren Rücken das Geradestrecken längst verlernt hat, mit ihren schwieligen, von tiefen Borsten durchfurchten Händen ihre schwere Arbeit verrichten, wenn er am Sonnabend sie müden Kniees ihrem Heimatdorfe zuwandern sieht? Während der Bergmann und der Hüttenmann nur ihre „Schicht zu verfahren" haben, darf der Wald- arbeiter sich vom Morgen bis zum Abend keine Ruhe gönnen, wenn er feinen Lohn nicht schmälern will. Und wenn im Winter die Höhen und Gründe tief im Schnee liegen, ist er oft lange Zeit arbeits- und verdienstlos, wofern es ihm nicht gelingt, sich in der nahen Stadt mit dem Zerkleinern des Brennholzes einen willkommenen Tagelohn zu er- werben. Eins aber hat der Waldmann vor dem Berg- und Hütten- mann voraus, und es ist nicht hoch genug anzuschlagen, die uuver- fälschte gesunde Luft. So findet man denn auch verhältnismäßig viel mehr hoch betagte Wald- als Bergarbeiter. Auch Unglücksfälle kommen beim Holzfällen viel seltener vor, als man anzunehmen geneigt sein möchte. Der Feind, den der Waldarbeiter besonders zu fürchten hat, und der ihn auf seinem mangelhasten Lager in zugiger Köte früher oder später sicher überfällt, ist das Rheuma. So mancher Harzer, der von Kindesbeinen an im Walde lebte und arbeitete, verwächst nach und nach so völlig mit diesem, daß er sein Haus im Heimatdorfe nur noch als Absteigequartier ansieht; wenn seine
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