1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Bilder aus dem Waldleben des Oberharzes.
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eine 4—5 m lange Stange (der Durchmesser des Meilers beträgt in
der Regel 8—10 m), welche ein Gehilfe in der Mitte des Anlaufs in
der Hand hält, im Kreise herum und bezeichnet diesen hie und da durch
kleine Pflöcke.
Nun kann das Richten (der Aufbau) des Meilers beginnen. Im
Mittelpunkte werden zwei Qnandelpfähle. ein langer und ein kurzer, in
einem Abstände von 30 cm eingeschlagen, deren Zwischenraum, den
man unten mit Splittern und Holzbränden, nicht ganz verkohlten Über-
bleibseln .eines früheren Meilers, ausfüllt, eine von unteu nach oben
gehende Öffnung im Meiler zu bilden bestimmt ist. Damit die Luft
in dieses Schächtchen eintreten kann, muß am Boden ein wagerechter
Luftkanal in dasselbe eintreten. Um diesen herzustellen, wird ein starker
Knüppel, der Richtstecken, Steck- oder Quandelknüppel, in der Richtung
des Halbmessers an die Qnandelpfähle gelegt, beim fortschreitenden
Aufbau in derselben Richtung immer weiter nach außen gezogen und
schließlich ganz weggenommen. Um die Quandelpfähle herum wird
nun das Holz so dicht als möglich fast senkrecht herumgestellt, auf diese
untere Schicht eine zweite und auf diese eine dritte in gleicher Weise
gesetzt, so daß die ganze Höhe des Kegels oder Kugelabschnitts 3 m
erreicht. Das Holz muß so fest stehen, daß der Köhler den Meiler
ohne Gefahr besteigen kann. Deshalb müssen den Rundhölzern die
Äste glatt abgehauen sein. Besondere Geschicklichkeit erfordert das
Richten eines Stnkenmeilers, da die Stuten nur gut abbrennen, wenn
sie auf das spitze Ende, unter welches oft uoch eiu Stein gelegt wird,
gestellt werden. Weil um die Quandelpfähle herum die Kohlen am
stärksten anbrennen und deshalb mürber und kleiner werden, so setzt
man hierher das dünnste und schlechteste Holz. Nachdem nun noch
die Lücken der unteren Schicht „beschmalt", d. h. mit dünnen Ästen,
dem Schmalholze, ausgefüllt find und der Meiler „gestempelt" und
„geschlichtet" ist, heißt dieser „holzfertig" und kann nun „bedeckt"
werden.
Zum Bedeckeu verwendet man Tannhecke (benadeltes Reisig),
Laub, Rasen oder Moos. Wohin der Köhler mit der Hand nicht
reichen kann, da nimmt er die „Deckgesfel", eine lange Stange mit
hölzernem Haken zu Hilfe. Das Deckmaterial wird so dick aufgetragen,
daß mau das Holz nicht durchfühlt. Durch diefeu Mantel wird die
Befchiittung mit Erde ermöglicht. Doch bevor diese vorgenommen werdeu
kann, müssen am Fuße des Meilers noch einige Vorkehrungen getroffen
werden, welche teils das Abrutschen der Erde verhüten, teils das Ab-
brennen der unteren Teile des Holzes befördern sollen. Rings um deu
Meiler werden auf den Boden Klüfte (die fogen. Fußklüfte oder Fuß-
rüsten) gelegt und zwischen diese die „Untermänner", etwa 75 cm lange
Holzstücke, als Stütze für die „Rüstklüfte" gestellt.
Zum „Bewerfen" des Meilers nimmt der Köhler gewöhnlich ein
Gemenge von Erde und Kohlengeftübbe, seltener bloß Erde. Der Be-
wnrf, welcher an Stärke nach unten zunimmt, jedoch vorerst nur bis
an die Rüstklüfte herabreicht, fodaß der Raum zwischen diesen und deu