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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 322

1890 - Gotha : Behrend
322 Bilder aus dem norddeutschen Gebirgslande. zünden. Jeder Karren mußte deshalb früher ein Fäßchen mit Wasser und einen Eimer mit sich sühren. Aber trotz dieser Vorsichtsmaßregeln konnte es geschehen, daß das ganze Fahrzeug plötzlich so iu Glut geriet, daß dem Kohlenfuhrmann nichts übrig blieb, als sein Pferd zu retten. — Da die unwegsamsten und entlegensten Teile des Gebirges die Haupt- statten der Köhlerei abgaben, so war die Abfuhr der Kohlen ebenso be- schwerlich wie gefährlich. Der Fuhrmann mußte auf schmalen, steilen Wegen, die diesen Namen überhaupt nicht verdienten, mit zwei, auch wohl drei hintereinander gehenden Karren zu Thale fahren. Kreischend, ohne Hemmung drehten sich die Räder aus der hölzernen Achse. Hätte man sie mittels einer Schraube, des Hemmschuhes oder durch ein langes, quer durchgestrecktes Stück Holz hemmen wollen, so würde die ganze Last dem Pferde auf dem Rücken gelegen und dieses zu Boden gedrückt haben. Nur durch ein hinten an den Korb gebundenes und mit Erde beschwertes „Schleifreisig" von Hecke war es möglich, den Karren auf das allernotdürftigfte zu hemmen und zugleich das Pferd wenigstens etwas zu entlasten. Die „Folgepferde", die Pferde des zweiten und dritten Karrens, die der Fuhrmann fast sich selbst überlassen mußte, waren so abgerichtet, daß sie nicht auf das nachschleppende Reisig traten. Die Heimat der Köhler sind die Waldarbeiterdörfer des Harzes. Meistens hat sich das schwarze Gewerbe durch Jahrhunderte stets vom Vater auf den Sohn vererbt; und ein Adreßkalender der Köhler selbst aus der Blütezeit der Köhlerei würde nur wenige Familien- namen enthalten. (Im Jahre 1780 waren unter den Köhlermeistern, welche in der Gegend von Klausthal in fiskalischer Arbeit standen, fünf Gärtner, drei Schubert, drei Benshausen, zwei Kratsch.) Ein richtiger Köhlermeister wird auch nur, wer die ganze Schule vom Haijuugeu durch den Gehilfen („Hulpert") durchgemacht hat. Und der alte erfahrene Henning Calvör sagt, daß ein Köhlermeister Zeit seines Lebens nicht auslerne. Das Leben der Köhler gehört dein Walde noch in viel höherem Grade an, als das der Waldarbeiter. Während diese wenigstens ein- mal allwöchentlich mit ihrer Familie unter einem Dache weilen, sehen jene ihr Dorf im ganzen Sommerhalbjahr nur bei besonderem, hoch- wichtigem Anlasse, denn die Meiler brennen am Sonntage wie in der Woche, und wenn einer derselben ausgeladen wird, stehen andere schon wieder im Brande. Aber einmal wöchentlich macht sich die Frau des Köhlers mit der Kiepe auf, um diesen mit Brot und „Zubrot" und anderen Vorräten zu versorgen. Die Köteu der Köhler sind denen der Waldarbeiter gleich, nur sieht man ihnen in etwas an, daß sie für mehr dauernden Aufenthalt eingerichtet sind. Im Innern sind rechts und links vom Eingange einige Schränkchen und Vorratskasten angebracht, und die Hausgenossen- schast kann sich, weil weniger zahlreich, etwas wohnlicher einrichten. Jeder Zeltgenoß hat seinen bestimmten Platz am nie verlöschenden Feuer: die Bank zur Rechten gehört dem Meister, die zur Linken dem oder den Gehilfen, und die Köhlerbuben sitzen und schlafen im Hintergrunde jenseit
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