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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 347

1890 - Gotha : Behrend
Goslar. 347 Friedrich Ii. verlieh der Stadt auf dem ersten Reichstage, den er hier hielt, das umfassende Stadtrecht, welches durch die vielen Freiheiten und Begünstigungen eine neue Grundlage zum Emporblühen des freien Bürgertums wurde. Und als nun im Jahre 1299 die Grafen von Woldenberg ihr die kaiserliche Vogtei abtraten, da konnte sich auch die städtische Kraft frei und ohne Druck entwickeln. Von den Kaisern und Königen nach dem Untergange der Hohen- stauseu sind es besonders Rudolf, Ludwig und Wenzel, „welche durch eine große Menge von Gnadenbewilligungen eine stete Kräftigung des bürger- licheu Elements bewirkten". Aber die Kaiserpfalz stand öde seit dem Jahre 1353, wo Wilhelm von Holland die Stadt besuchte, um sich vom Glauze der alten Kaiser-Erinnerungen bestrahlen zu lassen. Zwei hohe Aufgaben stellte sich die Stadt in den folgenden Jahr- Hunderten: die Erwerbung der königlichen Vogteigelder und der Herr- fchaft über den Bergbau am Rammelsberge. Die erste erreichte sie, an der letzteren brach ihre Macht für immer. Am Montage nach Trinitatis 1552 mußte sie im Vertrage zu Riechenberg den Herzog Heinrich von Braunschweig (dem sie Gericht und Herrlichkeit am Rammelsberge verweigert hatte und dem sie die Wiedereinlösung des von seiuen Vorfahren in der Mitte des 14. Jahrhunderts verpfändeten Bergzehnten und Gerichts nicht zugestehen wollte) und seine Erben demütig als erbliche und ewige Schutzherren anerkennen. Die Reformation fand in Goslar früh Eingang. Schon 1521 predigte Johann Klepp in der Jakobskirche das reine Evangelium, und um Ostern 1528 erscholl diese Predigt in allen fünf Pfarrkirchen. Die beiden kaiserlichen Stifter und zwei Klöster wehrten sich indes noch mehrere Jahrzehnte gegen die Annahme des Luthertums. Der 30jährige Krieg legte den Handel lahm, auf den die im Rückgange begriffene Stadt nach dem Verluste ihrer Gruben und Hütten vor allem angewiesen war, die Pest wütete in ihren Mauern, die Schweden bedrückten und brandschatzten die zum Kaiser haltende Stadt. Beim Abschlüsse des Friedens war die Kämmerei mit mehr als 2 370000 Mark Schulden belastet. Noch hatte sich die entkräftete Bürgerschaft nicht wieder erholt, da wurde die Stadt 1728 von einer verheerenden Feuersbrunst heimgesucht, welche allein 40 große Brauhäuser mit ihren Vorräten an Korn und Malz in Asche legte. Damit bekam auch die bisher schwunghaft be- triebene Gosebrauerei einen Stoß, den sie nicht wieder verwunden hat. Goethe nennt Goslar im Jahre 1777 „die alte, mit ihren Privilegien vermodernde Reichsstadt". Und der spätere Minister von Schön schreibt: „Wir sahen (1796) vom Zwinger aus die ganze freie Reichsstadt Goslar, einen sehr kleinen, traurigen, menschenleeren Ort, der ungefähr so groß wie Braunsberg ist, aber bei weitem nicht so viele Einwohner hat. Man macht den Fremden Kosten bei der Ansiedelung und benutzt die Bürgerschaft sehr von seiten des Magistrats, welcher in dieser kleinen Stadt aus 99 Personen besteht." Die Käuflichkeit der Justiz war sprichwörtlich, die Bürgerschaft wurde vom kleinlichsten Zunft- und
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