1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus der norddeutschen Tiesebene.
Phänomen, als gewöhnlich angenommen wird. Viele dieser Seeen sind
sehr tief, manche gelten dem Volke als unergründlich. Viele sind
historisch beglaubigte Erdsenkungen, andere verraten diese Entstehung
durch ihre Gestalt und Form, andere enthalten versunkene Wälder
und Torfmoore, und von vielen weiß die Volkssage zu erzähleu, daß
Städte und Dörfer darin versunken sind.
Ein zweiter, teilweise dem vorigen paralleler Höhenzug beginnt
westlich mit der Lüneburger Heide, breitet sich von hier bis zum Elbthal
bei Magdeburg aus. findet jenfeit desselben eine Fortsetzung mit dem
Fläming, dann aber weiter östlich, nach einer größeren Nuterbrechung,
in den Hügeln von Sorau und Grüneberg und in den Trebnitzer
Bergen.
Zwischen beiden Höhenzügen breitet sich östlich die Posener Ebene
aus, in der Mitte aber erheben sich die kleinen Hügelgruppen von
Spandau und Müncheberg bei Berlin. Die flachen Höhenzüge oder
Landrücken bestehen an der Oberfläche größtenteils aus diluvialem
Sand, und der verbreiterte Ausdruck für diesen etwas erhöhten Sand-
boden ist Geest oder Geestland, während der ebene, oft alluviale oder
sumpfige Boden dazwischen je nach Umständen Klei. Marsch, Moor oder
Schlick genannt wird.
Sehr merkwürdig ist südlich von der Seeenplatte der Lauf der
Flüsse. Sie sucheu nicht auf dem nächsten Wege von den Gebirgen aus
das Meer zu erreichen, sondern sie folgen vorherrschend der Richtuug
von Südost nach Nordwest, und wo sie diese Hauptrichtung verlassen,
um sich nördlich zu wenden, da geschieht es gewöhnlich plötzlich, aber
nur aus eine kurze Strecke, um daun wieder in die alte Richtung
zurückzukehren; ja. hinter ihren fast rechtwinkligen Umbieguugeu stndet
sich sogar mehrfach ein anderer Fluß ein, welcher die alte Richtung fast
genau in ihrer linealen Verlängerung fortsetzt. So findet die Elbe jen-
feit Magdeburgs ihre Fortsetzung in der Aller, die Oder jenfeit Frank-
furts erst in der Spree und dann in der Elbe. Sind sie aber einmal
in die norddeutsche Seeenplatte eingedrungen, dann kehren sie nicht
wieder in die alte Richtung zurück.
Die an der Oberfläche überall vorherrschenden Diluvialgebilde
zeigen äußerst ungleiche Grade der Bodenfruchtbarkeit, je nachdem sie
aus Lehm und Thon, Sand, Kies oder Mergel bestehen, von Torfmooren
oder Humusschichten bedeckt sind. Das Sandland ist die Heimat der
dürren Heide und schattenarmen Kiefernwälder, während Lehm und
Thon, Mergel und Humus von den üppigsten Fluren bedeckt sind.
Den Mergel, wo er einzeln auftritt, beutet der Landwirt für feine
Felder aus. Lehm und Thon werden in Baumaterialien und häusliche
Geschirre verwandelt. Als Baumaterial dient hier und da auch der
Torf; der Raseneisenftein wandert in benachbarte Hochöfen, und die
großen erratischen Felsblöcke, die nach einer Hypothese der Geologen
auf schwimmenden Eisschollen ans Skandinavien nach Dentschland ein-
gewandert sind, dienen den gemeinsten und den erhabensten Zwecken.