1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
374 Bilder aus der norddeutschen Tiesebene.
den heute lebenden Arten zwar unterscheiden, ihnen aber doch sehr
nahestehen.
Dies ist diejenige Periode, in welcher es der Mensch noch nicht
verstand, die Metalle ans ihren Erzen zu schmelzen, und daher Waffen
und Werkzeuge aus Steiu und Knochen sich verfertigte. Man nennt
sie die Steinzeit.
Die ältesten Menschenschädel, welche man gefunden hat, verraten
noch eine fehr wilde und rohe Menschenart, und erst sehr allmählich
hat der Mensch gelernt, ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Zu-
erst lebte er iu Höhlen, und etwas später baute er sich die merk-
würdigen hölzernen Wohnungen, welche aus Pfählen im Wasser standen,
die sogenannten Pfah lbante n. Reste solcher Pfahlbauten findet man
noch vielfach in den Seen der Schweiz und in verschiedenen Gegenden
Deutschlands. Die Pfahlbauer verstände« es schon, Gewebe herzustellen
und Brot zu backen. Wahrscheinlich schützten sie sich durch diese eigen-
tümlichen Wohnungen mitten im Wasser vor wilden Tieren oder seind-
lichen Nachbaren, indem sie die Brückeu, welche die Wohnungen mit
dem Ufer verbanden, entfernten. In Neuseeland und im Innern Afrikas
giebt es noch heute Völkerschaften, welche ganz ähnliche Pfahlbauten im
Wasser aufführen. B. v. Cotta.
2. Der niederdeutsche Volksstamm.
1. Die niederdeutsche Sprache. — 2. Das niederdeutsche Wohnhaus. — 3, Dörfer
und ©table. — 4. Der niederdeutsche Holzschuh.
1.
Innerhalb des gesamten mittleren Gebietes des weiten norddeutschen
Tieflandes wohnen die Nachkommen des niedersächsischen Volksstammes,
der bis ins 10. Jahrhundert hinein südlich bis zu den angrenzenden
Gebirgslandschaften, nördlich bis zur Eider und dem Danevirk, dem
Grenzwall der Dänen, östlich bis an die Elbe und westlich bis nahe
an den Rhein ausgebreitet saß. Eben dieser Teil Deutschlands ist es
auch, der den ersten römischen Berichterstattern über Germaniens Be-
wohner zum Muster diente. Aber was sie erzählen von den großen
Leibern derselben, dem strengen Blicke ihres dunkelblauen Auges, ihrem
rötlich blonden Haar, finden wir heute nicht bloß bei der ländlichen
Bevölkerung jener Gegenden, soweit sie von dem Einflüsse großer Städte
und Hafenplätze freiblieb, im wesentlichen wieder: die Sachsen, d. h. die
Genossen des Schwertgottes, haben ihre Stammeseigentümlichkeiten auch
uach all jeueu weiten östlichen Gegenden jenseit der Elbe, die sie, mit
Flamändern und anderen Stämmen vereint, im Laufe der Jahrhunderte
in stetem Kampf mit den Wenden, deren ehemalige Sitze noch heute
durch die Ortsnamen auf ow, itz, in bezeichnet werden, kolonisiert und
ihrer Zunge unterworfen haben, mit hinübergenommen und im großen
und ganzen zu bewahren gewußt.
Die niederdeutsche oder plattdeutsche Sprache, d. h. die Sprache