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1. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 389

1890 - Gotha : Behrend
Der niederdeutsche Volksstamm. 389 Im ganzen aber ist die jetzige nach und nach entstandene Einrichtung der Bauernhäuser, wenn auch die alte Bauweise, welche schon Moser als die zweckdienlichste gerühmt hat, geblieben, bei weitem reinlicher, angenehmer und, was die Hauptsache, auch gesunder als die frühere. Neben dem Bauernhause und zwar derjenigen Seitenthür gegenüber, welche auf den „Waschort" führt, lag früher der „Sood", ein offener, notdürftig aufgemauerter, mit einem hölzernen Geländer eingefaßter Brunnen, aus welchem vermittelst des an dem „Schwengel" nieder- gelassenen Eimers das Trinkwasser geschöpft wurde. Es ist begreiflich, daß dieses, in welches allerlei Unrat von oben hineinfiel und durch das lockere Gemäuer das Gassenwasser und von dem nahe gelegenen Dünger- Haufen selbst die Jauche eindrang, weder gesund noch appetitlich sein konnte und nur zu oft zu den verderblichsten Seuchen Veranlassung gab. Jetzt sind die meisten in gesunder Lage neu angelegten Brunnen mit Cement ausgemauert und selbst die alten zugedeckt, indem das Wasser durch Röhren zu deu im Hause aufgestellten Pumpen geleitet wird. Aber auch die Düngerhaufen, die Goldgruben des Landmannes, haben, ob- gleich sie ihres Verdienstes wegen ihren alten Platz vor und neben dem Bauernhause unbestritten einnehmen, viel von ihrem Schrecken verloren. Denn da die rationell betriebene Landwirtschaft einen trocken auf- bewahrten, nicht ausgelaugten Tümpel verlangt, so sind die lnst- verpestendeen Tümpel verschwunden und auf die nahen Wiesen abgeleitet. 3. Zu den Dorfschaften, die die früher gemeinschaftlich bewirtschafteten Kämpe ihrer Feldmark unter die einzelnen Besitzer geteilt haben, steht das System der Eiuzelhöfe, wie wir es in Westfalen, nördlich von der Lippe oder in den Marschen Holsteins finden, in vollkommenem Gegen- satz. Der Einzelhof bildet ein in sich streng abgeschlossenes selbständiges Ganzes. Mitten im Hofgute liegt die Hofstätte mit den Wirtschafts- gebäudeu, und rings um diese schließen sich die Hofgründe an, Acker und Wiese, Weide und Holz in buntem Gemenge. Nur selten berührt das Gebiet des einen das des andern in Gegenden, wo Heide und Moor sich ausbreitet. Da der Bauer ganz isoliert auf seinem Hofe sitzt, so führt auch im Westfälischen dieser seinen besonderen Namen, und der neue Besitzer nimmt gewöhnlich den Namen eines angekauften Hofes an. Er sagt dann wohl: „Ich heiße Brägel, aber ich schreibe mich Wichel." Dann ist letzteres sein eigentlicher Geschlechtsname, ersteres der Name des erworbenen Hofes. Diese Einzelhöfe bilden in politischer Beziehung kleinere oder größere Bauerschaften, die aus zwanzig bis siebzig derselben bestehen; mehrere Banerschasten oder Dörfer machen ein Kirchspiel ans, dessen gemeinsame Kirche mit dem gemeinsamen Friedhofe der Mittelpunkt des Ganzen ist. Mögen auch in unserer Zeit häufig die Kirchspiele in politischer Beziehung auseinander gerissen sein, die erstere Einigung, die seit der Einführung des Christentums besteht, bewährt sich nur um so dauerhafter und fester. Wer mag sich rühmen Deutschland zu kennen, ohne diese nieder-
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