1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bilder aus der norddeutschen Tiefebene.
Menschen, der seine Absicht nicht verhehlt: „Hei geit np Holfchen" (er-
geht ans Holzschuhen), d. h man errät seine Gedanken und Pläne
von ferne.
Wenn auch in einigen Familien, namentlich in einsamen Gehöften,
man sich das nötige Schuhwerk selbst zurecht klopft und bohrt, so er-
fordert es doch seinen eigenen Mann, um allen Anforderungen, deren
diese Kuust fähig ist, genügen zu können. Man findet daher auch in
den meisten niedersächsischen Dörfern kleine Leute angesiedelt, die aus
besagter Kunst ein besonderes Gewerbe machen und nebenbei ihr
Gürtchen und Feld bestellen — die sogen. Holzschuhmacher. Man
erkennt ihre kleinen Werkstätten und Wohnungen bald an den Birken-,
Erlen- und Pappelklötzen, die sie umstehen, und aus deuen die Holz-
schuhe verfertigt werden. Die Holzschuhmacher haben allerlei sehr
sonderbar gestaltete Instrumente, die mit denen des Tischlers und
Drechslers die meiste Ähnlichkeit haben. Wie diese gebrauchen sie das
Beil, die Säge und den Hammer. Aber die Aushöhlung des Schuhes,
die vornehmste Aufgabe des Holzfchnfters. ist eine Arbeit so eigentüm-
licher Art, daß sie auch ganz eigentümliche Werkzeuge nötig macht, die
zum Teil sehr wunderlich aussehen.
Das wichtigste darunter ist der sogenannte „Holschen-Bohrer", mit
dem der zum Schuh bestimmte Klotz zunächst sowohl in der Richtung
des Hackens als nach den Borderfüßen zu angebohrt wird, um vor allen
Dingen das Grobe auszuräumen und ein wenig Platz zu schaffen für
die feinere Ausarbeitung. Danach kommt das sogenannte „Holschen-
Isen", ein Messer, nm die Hackenhöhlung auszuarbeiten, und dann
das sogenannte „Holschen-Messer", das sehr wunderlich gestaltet ist und
dazu dieut, die Haupthöhlung für den Borderfuß zuftaude zu bringen.
Sach, Hartmann und Kohl.
3. Die Moore Norddeutschlands.
1. Entstehung und Verarbeitung des Moores. — 2. Das Teufelsmoor.
1.
Im Gegensatz zu den über Sümpfen gebildeten Grünlandsmooren
des östlichen Deutschlands (Oderbruch, Warthebruch, Luch, sowie nach
Jahren auch dem Steinhnder Meere) sind die Moore Westdeutschlands aus
der hohen Geest entstanden und heißen deshalb Hochmoore. Über die
Entstehung derselben sind srüher nicht selten die abenteuerlichsten Be-
hauptuugen aufgestellt; bald ward das Moor für eine besondere, mit
Schwefel und Erdöl durchsetzte mineralische Substanz gehalten, bald
sollte es aus nördlichen Gegenden auf Erdschollen Hergetrieben oder bei
großen Fluten angeschwemmt sein, oder man sah darin eine Strafe
Gottes und glaubte, das Moor sei von Uranfang an vorhanden ge-
Wesen. Wir wissen heutzutage, daß das Moor ein vegetabilisches Ge-
bilde ist, in welchem die Pflanzen meistens vermodert, teils aber noch
deutlich zu erkennen sind. Auf alle Fälle hat die Moorbildung still-